Kultur

Der Kampf gegen den Willen des Körpers

Hallo Papa!Klappe, ich seh fern, siehst du doch.

Ein bissl kann man’s ja wegschieben. Weil dieses nordfranzösische Dorf, wo Eddy aufwächst und die "echten Kerle" wohnen, dort geht es so arg zu, das muss ja wohl die Ausnahme sein.

Aber weit wegschieben, das geht nicht. Weit weg ist so ein Dorf nämlich nicht. (Wiener Studie: Ein Drittel der Homosexuellen erlebt Diskriminierung.)

Eddy ist kein "echter Kerl", wie ihn sich der Vater wünscht: Einer, der sauft und hinhaut und Fußball spielt und Mopeds stiehlt (wie der tolle Cousin), das ist er nicht.

Entkommen

Wenn der Roman damit beginnt, dass der Bub in der Schule angespuckt wird, und der Schleim rinnt von seinen Augen zu den Lippen, und Eddy traut sich nicht, ihn wegzuwischen ... dann weiß man nicht sofort, dass das Lesen wehtun wird. Von den Qualen wird direkt, schneidend, kühl erzählt– man will nicht glauben, dass der Autor bei den Vorfällen dabei war. Was heißt "dabei"! Er war Eddy; und jetzt ist er Édouard Louis – ein Ereignis.

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Das autobiografische literarische Debüt von Édouard Louis, "Das Ende von Eddy", verkaufte sich in Frankreich 200.000-mal. Als das Buch dort vor zwei Jahren erschien, war Édouard Louis 20 und begann in Paris, Soziologie zu studieren. Ein Hochbegabter. Ein Kerl, der entkommen ist (in ein Internat mit Schwerpunkt Theater).

Nicht nur der Schule und dem Dorf. Sondern auch seinen Eltern: Er hatte Asthma, Mutter blies ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht; der Vater verachtete ihn wegen des "tuntigen Gefuchtels"; der ältere Bruder wollte ihn totprügeln, weil Eddy eine hohe Stimme hatte.

Und seine inneren Kämpfe musste der Heranwachsende bringen: Der Körper, der einen eigenen Willen hat und Männer begehrt, setzte sich gegen den Willen, ein Kerl zu sein und Mädchen zu lieben, durch.

Édouard Louis ist beim Schreiben auf Distanz zu sich gegangen; beim Lesen gelingt so etwas nicht, man ist völlig involviert.

Das Ende von Eddy. Die Befreiung eines homosexuellen Burschen aus dem französischen Dorf der "echten Kerle"

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