Kultur

Der Beruf, Lügen zu durchschauen

Österreich ist anders. 1. überhaupt und 2. ist der Erzbischof von Wien verheiratet. Er hat sogar Chancen, der nächste Papst zu werden.

Daraus ist zu schließen: Der Zölibat wurde aufgehoben, die Kirche zeigt ein "fröhliches Gesicht", und einigen Hardlinern gefällt das gar nicht.

Die finden immer noch, Frauen dürfen sich einem Pfarrer/Priester/Würdenträger nur nähern, wenn sie ihm ein Essen bringen.

In diesem anderen (aber doch nicht ganz anderen) Österreich gibt es noch eine kluge Neuheit: ein eigenes Studium zum "Bullshit-Dolmetscher".

Dass sich dieser Beruf etabliert hat, hängt wohl damit zusammen: Im TV war so oft die "Pressestunde", bis auch der Letzte gemerkt hat, es sind sogenannte Bullshitter unterwegs.

Das sind die Leute, die allen einzureden versuchen, dass alles okay ist bzw. dass sie die einzigen G’scheiten sind. Allerdings machen sie das versteckt, und Bullshit-Dolmetscher durchschauen die Phrasen und sagen dann ihrem Auftraggeber:

Der Herr Soundso, der so nett tut, hat soeben gesagt, Sie sind ein Koffer und bringen keinen hoch.

So in etwa geht das. (Schonender sollte man es rüberbringen ...)

In der Erzdiözese

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Eine feine Idee für eine Satire ist das. Die Wissenschaftsjournalistin Susanne Strnadl (geboren 1962 in Baden bei Wien) bringt sogar langsam eine Geschichte in Fahrt – was einem Wunder gleicht, weil "Die Bullshit-Dolmetscherin" ständig an Sex denkt, über Sex redet oder Sex hat (und zwischendurch über die Liebe philosophiert).

Die Titelfigur heißt Amanda und ist die Erzählerin. Amanda wird in böse Spielchen in der Erzdiözese gezogen. Denn die schwangere Frau des Erzbischofs braucht ihren Beistand. Braucht sie denn nicht eher einen Rechtsanwalt bzw. einen Therapeuten?

Alles braucht sie, alles bekommt sie; und wer will, kann Antwort suchen auf die interessante Frage:

Wenn ein Ehemann untreu ist – ist ihm dann auch zuzutrauen, dass er ein Mafia-Killer ist?

KURIER-Wertung: