Drei Briten in Atlanta
Zuerst klebten sie zwei Jahre im Tourbus zusammen. Dann kamen sie heim nach England und stiegen einander in der gemeinsamen WG auf die Füße. Und dann gingen die drei Musiker der Indie-Band Delphic nach nur einem Wochenende Pause wieder ins Studio: „Keine wirklich gute Idee“, resümiert Gitarrist Matt Cocksedge. „Keiner hat uns gedrängt. Wir hatten nur auf Tour so viele Ideen diskutiert, dass wir selbst gierig drauf waren, sie auszuführen. Aber wir brachten nichts zustande.“
Nichts außer Streitereien. Und schon schien es wieder vorbei zu sein mit der Band, die 2010 mit ihrem Mix aus der Euphorie der Tanzmusik und dem Schmerz der Alternative-Sounds auf Platz drei der BBC-Talenteliste landete und danach für das Debüt „Acolyte“ mit dem MTV-Award für „Best New Act“ geehrt wurde. Doch das Trio fand ein Gegenmittel: Zuerst zogen Cocksedge, Sänger James Cook und Keyboarder Richard Boardman auseinander. Und dann – in einem Schiffscontainer in Atlanta – wieder zusammen. „Da ist ein hervorragendes Studio, für das sie die riesige Metall-Wanne des Containers in eine Scheune gestellt haben“, erklärt Matt weiter. „Wir haben dort wieder wie in einer WG gewohnt. Aber da war es inspirierend. Denn wir wollten einen souligen Sound. Und dort hatten sie jede Menge Platten von von Marvin Gaye und James Brown.“
Inspiration
Und die fanden nicht nur als pure Inspiration ihren Weg auf „Collections“. „Wir haben sie gesampelt“, erzählt Boardman. „Aber dann sind wir draufgekommen, dass wir uns die Lizenzgebühren dafür nie leisten können und haben die Beats und Riffs selbst nachgespielt.“
Mit dem Albumtitel „Collections“ („Sammlungen“) wollen Delphic den Hör-Gewohnheiten der iPod-Generation entgegenkommen: „Die Platte ist die Sammlung aller Ideen und Erfahrungen, die wir seit dem Debüt hatten“, erklärt Cook. „Gleichzeitig hat in der heutigen Reizüberflutung ohnehin keiner mehr die Aufmerksamkeits-Spanne, ein ganzes Album von A bis Z durchzuhören. Deshalb dachten wir, wir sagen mit dem Titel gleich, dass man bei unserer CD jeden Song einzeln und ohne Zusammenhang hören – und genießen – kann.“
BBC-Prognose für das Jahr 2013