Kultur

Das Unvermeidliche gemütlich hinauszögern

Jaja, die Bilsenkräuter. Sogar auf Mistplätzen und an Straßen wachsen sie. Sehr giftig, aber auch eines der ältesten Rauschmittel – sofern man nicht ins Koma fällt. Die Gelegenheit ist gut, darüber zu reden.

Denn im spanischen Roman „Die berauschende Wirkung von Bilsenkraut“ (übersetzt von Tom Berger, Wagenbach Verlag, 144 Seiten, 16,40 Euro) sitzen Männer in einem Dorfwirtshaus vor einem offenen Feuer, und mangels Kaffee wird ein Tee gebraut – aus Bilsenkraut, Schöllkraut, Alraunen ...

Auch wenn die netten Leute dann ein bissl seltsam werden – vor allem die Polizisten, die ebenfalls davon trinken und am verrücktesten reagieren: Der im deutschsprachigen Raum zu wenig bekannte Javier Fernández de Castro demonstriert uns, wie gemütlich es ist, sich zusammenzusetzen und gute Geschichten zu hören, „um den Einbruch des Unvermeidlichen hinauszuzögern.“

Um den Tod noch warten zu lassen, solange es halt geht. Das Wirtshaus im Kantabrischen Gebirge ist Zufluchtsort für Einheimische und fremde Motorradfahrer, weil es im heißen Juli plötzlich arg schneit. Man erzählt Schauriges von einem König und von einem Fohlen, das mit roten Haaren zur Welt kam (was Unglück bringe), isst Käse und Blutwurst dazu, trinkt Rotwein, Tee ... und das empfiehlt sich auch beim genussvollen Lesen; bis zum Tod.

Alle Inhalte anzeigen

KURIER-Wertung: