Kultur

Das Polittheater ums Volkstheater: "Effektvolle Inszenierung"

Grob falsch war das, was der KURIER am Donnerstag exklusiv über die Pläne von Gernot Blümel im Zusammenhang mit den Bundesmuseen berichtete, natürlich nicht. Der ÖVP-Kulturminister teilte bloß nicht die Einschätzung, dass mit dem Generalsekretär, der installiert werden soll, die Direktoren an die Leine genommen würden. Kommt eben auf den Standpunkt an. Die Fakten jedenfalls stimmen: Der Generalsekretär der Bundesmuseenkonferenz soll ab 1. Jänner 2020 eine „Shared-Service-GmbH“ leiten. Dies gab Blümel in einer Pressekonferenz bekannt.

Sein Vorgänger Thomas Drozda, nun SPÖ-Bundesgeschäftsführer, kritisierte sogleich, dass nicht nur ein neuer Posten geschaffen werde, sondern auch eine Struktur, die noch dazu in keiner Variante des von ihm in Auftrag gegebenen Weißbuchs zu den Bundesmuseen vorgesehen war. Blümel ahnte wohl, dass ihm dieser Vorwurf gemacht werden könnte. Das Weißbuch, sagte er, sei keine Entscheidungsgrundlage gewesen, da es – in der Tat – über keine Zahlen verfügt habe. Diese habe man erst einholen müssen und sei zur Erkenntnis gelangt, dass es „im Verwaltungsbereich klare Potenziale für Shared Services gibt“. Es sei mit Einsparungen in Millionenhöhe zu rechnen, die den Museen zur Verfügung stünden.

Aber auch bei einem anderen Thema, dem Volkstheater, gerieten Blümel und Drozda quasi aneinander.

Laut einem mit 20. März datierten Protokoll war die Findungskommission nach den Hearings mit neun Kandidaten zum Schluss gekommen, niemanden für die Nachfolge von Direktorin Anna Badora vorschlagen zu können. Eine Neuausrichtung des Volkstheaters sei „nur mit einer substanziellen Anhebung der finanziellen Ausstattung möglich“ – in der Höhe von drei Millionen Euro, wertgesichert.

Eine Prolongierung der gegenwärtigen „Mangelwirtschaft“ bedeute das Inkaufnehmen eines Qualitätsverlustes. Weiterführende Gespräche mit Kandidaten, die gehört wurden, sowie mit Personen, die aufgrund der finanziellen Situation von einer Bewerbung „bedauerlicherweise“ Abstand genommen hätten, seien erst möglich, wenn es mehr Geld gebe.

Drei Mille pro Jahr, wertgesichert

Die APA veröffentlichte das Protokoll um 6 Uhr in der Früh. Bereits 37 Minuten später kündigte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler an, die Grundvoraussetzungen schaffen zu wollen, die es der Jury ermöglichen, ihre Arbeit fortzusetzen. Sprich: Sie will die drei Mille pro Jahr, wertgesichert, aufstellen. Die Empfehlung der Jury sei zwar „überraschend gekommen“, sie hätte aber bereits Blümel von der Dringlichkeit einer Lösung schriftlich unterrichtet – nachdem es schon ein „Vier-Augen-Gespräch“ gegeben hätte.

Unterstützt wird Kaup-Hasler – ähnlich überraschend – von Drozda. Er ließ wissen: „Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung für das Volkstheater, da darf sich auch der Bund nicht aus der Verantwortung ziehen.“ Denn das Volkstheater sei „eine der wichtigsten Bühnen der Stadt“.

Er lieferte damit Blümel ein Argument, nicht noch mehr Verantwortung übernehmen zu müssen. Denn die Staatsoper, das Burgtheater und die Volksoper sind fraglos die wichtigsten Bühnen der Stadt. Es wäre daher, meint Ihr Tratsch-Partner, nur recht und billig, wenn im Gegenzug die Stadt die Bundestheater mitfinanzierte, die viel Geld in die kommunalen Kassen spülen.

"Eklatantes Missverhältnis"

Die Forderung von Kaup-Hasler ließ beim steirischen ÖVP-Kulturlandesrat Christopher Drexler das G’impfte aufgehen. Für ihn besteht schon jetzt „ein eklatantes Missverhältnis“ zwischen den vom Bund subventionierten Institutionen in Wien – und jenen in den Ländern. Das stimmt natürlich, weil einerseits die Institutionen des Bundes in Wien liegen – und andererseits die bundesweit agierenden (wie das Österreichische Filminstitut oder die Literar-Mechana).

Drexler konstatiert in seiner Aussendung eine „effektvolle Inszenierung“ rund um den Stopp der Suche nach einer künstlerischen Leitung, die „nur Kopfschütteln“ erzeugen könne. Die finanziellen Rahmenbedingungen seien schon bei der Ausschreibung klar gewesen: „Hier scheint es nur um den Aufbau von Druck im Zusammenhang mit zusätzlichen Förderungen zu gehen.“

Blümel brauchte aber keine Einflüsterung aus Graz. Denn der Bund beteiligt sich an der Sanierung des Volkstheaters mit bis zu zwölf Millionen Euro – und der laufende Betrieb wird mit 5,1 Millionen Euro jährlich gefördert. Mehr Geld, sagte Blümel bei seiner Pressekonferenz, werde es nicht geben: „Es kann nicht immer jeder Wunsch erfüllt werden.“ Zumal die Stadt ohnedies viel Geld zu haben scheint: Sie gewährte den Vereinigten Bühnen Wien, die derzeit über Rücklagen in der Höhe von 5,3 Millionen Euro verfügen, eine Erhöhung der Subvention von 39 auf 40 Millionen Euro.