Das "Jump!"-Buch von Kultfotograf Philippe Halsman
Von Bernhard Praschl
Er hatte den Ruf eines der weltbesten Fotografen, schaffte es auf 101 Coverseiten des legendären LIFE-Magazins und benötigte doch nur eine Idee, um sich in die Geschichtsbücher einzuschreiben. „Wenn meine Models introvertiert oder angespannt waren“, so
Philippe Halsman, „bat ich sie um den Sprung. Die Maske fiel. Sie wurden weniger verklemmt, entspannten sich – und wurden also fotogener.“
Sechs Jahre lang bewegte der 1906 in Riga, Lettland, geborene Fotograf seine Models dazu, zum Ende einer Porträtsitzung für ihn in die Luft zu gehen. Politiker waren genauso darunter wie Filmstars, Künstler, Wirtschaftsbosse oder Wissenschaftler.
Die Maske fällt
Philippe Halsman war davon überzeugt, dass wir uns alle hinter einer Maske verstecken. Nur im Sprung falle diese wie ganz natürlich von uns ab. Das beste Beispiel dafür ist "der süße Fratz aus Hollywood", Audrey Hepburn. Ganz befreit wirkt sie hier, bloßfüßig, in dieser luftigen Pose.
Legendär sind auch seine Fotos von Surrealist Salvadore Dali.
Würde springt mit
Titel des großartigen Fotobandes ist – naturgemäß, möchte man sagen – „ Jump!“. Und man sieht, neben Komikern wie Dean Martin, Jerry Lewis und Danny Kaye konnte Philippe Halsman selbst einen Miesepeter wie Richard M. Nixon überreden, hier einmal so richtig loszulassen. Zu der Zeit war Nixon immerhin US-Vizepräsident. Warum der Mann in Amt und Würden mitgemacht hat? Wahrscheinlich, weil er instinktiv spürte, dass er bei dem renommierten Bildkünstler keine Angst haben musste, sich zu blamieren. Ein Slogan von Halsman lautete immerhin: „Wer Würde besitzt, kann sie nicht bei einem Sprung verlieren.“
Die Monroe sprang 200 mal
Marilyn Monroe hingegen benötigte eine Anlaufzeit von fünf Jahren und 200 Versuche, bis ihr ein Sprung „gelang“. Der Grund: Niemand sollte ihre wahre Persönlichkeit sehen.
Philippe Halsman, „JUMP BOOK“
Große Sprünge im Portrait“,
96 Seiten, Midas
Collection,
Midas Verlag, € 31,10