Kultur

Dieter Chmelar: Ein Reporterleben im Schnelllauf

Wenn man dereinst nur bereut, was man ausgelassen hat, dann wird Dieter Chmelar nicht viel zu bereuen haben. Er posierte als Dressman und drehte Softpornofilme; er begann als Sportreporter bei der AZ , war Lückenbüßer für Vera Russwurm, er moderierte ORF -Sendungen und scheiterte als Dancing Star . Er beließ es nicht nur bei den Süchten „Nikotin, Koffein und Schreibmaschin’“, er stopfte sein Geld der Novomatic in den Rachen und hätte beim Pokern bald mehr als nur sein Auto verspielt.

Nun steht Chmelar auf der Bühne – genau so, wie wir ihn im KURIER kennen: picobello gekleidet (im Dreiteiler samt Stecktuch), das Herz am rechten (eigentlich linken) Fleck. Der einzige Unterschied: Er trägt in Wirklichkeit keinen Hut mit dem Schildchen „Press“. Doch er verbeugt sich nicht nur vor Billy Wilder: Seine ReporterFigur gibt vor, aus einer völlig anderen Zeit zu kommen. Heute sei der letzte Arbeitstag, die Nachfolgerin arbeitet sich bereits ein. Sie ist „Food-Bloggerin“ – und damit für den Macho ein Objekt der Verachtung. Der Gockel lässt noch einmal den Hahnenkamm anschwellen: „Wissen Sie nicht, wer ich war?“, fährt er sie an. So lautet der Titel des ersten Solokabaretts, das Chmelar am Mittwoch in der Kulisse zur bejubelten Uraufführung brachte.

Während dieser Reporter seine allerletzte Story recherchiert (über eine betrogene Ehefrau, die der Geliebten im Fabios eine Flasche Olivenöl übers blonde Langhaar goss), plaudert er aus dem Leben. Chmelar kostet jede Pointe aus – und durchmischt seine Anekdoten mit Kommentaren zur Politik und Fundstücken aus den Medien („Optiker nach Einbruch fassungslos“). In der Tat: Gags, Gags, Gags ...