Kultur

Das Ende der Schröder-Doktrin

Vor 16 Jahren, als er die Albertina als Baustelle übernahm, formulierte Klaus A. Schröder eine "Doktrin": Es sei, sagte er, überholt, Kunst getrennt nach Gattungen zu zeigen. Und er führte in der Folge sinnstiftend Ölgemälde mit Zeichnungen zusammen. Die Albertina entwickelte sich von der "grafischen Sammlung" zu einem vielschichtigen Museum.

Doch nun gibt es "große strukturelle Veränderungen": Schröder trennte ein Drittel der bisherigen Kahn Galleries im zweiten Stock ab – und erklärte die 450 Quadratmeter zu den "Tietze Galleries for Prints and Drawings". Benannt nach dem Wiener Kunsthistoriker Hans Tietze (1880–1954), der die Albertina-Bestände vor dem Verkauf ins Ausland rettete, sollen sie der Präsentation von Zeichnungen und Druckgrafiken gewidmet sein.

Die Abkehr vom bisherigen Konzept sei "keine Bankrotterklärung", auch "kein Anachronismus", sie habe "pragmatische Gründe": Der Direktor musste feststellen, dass er Ausstellungen geringeren Umfangs nicht zeigen konnte, weil es keine passenden Räume gab.

Eröffnet wurde das Grafikkabinett mit der in Frankfurt konzipierten Ausstellung "Sturtevant. Drawing Double Reversal". Die Amerikanerin Elaine Sturtevant (1924–2014) begann Mitte der 60er-Jahre, die Sujets der Pop Art zu reproduzieren und auch miteinander zu kombinieren. Zu sehen sind bis 10. Mai rund 100 Zeichnungen mit äußerst hohem Wiedererkennungswert.

Allerdings hätte man die Schröder-Doktrin sehr wohl anwenden – und den Sturtevant-Zeichnungen die Originale gegenüberstellen können. Zum Glück sind etliche der "Ikonen" (von Jasper Johns, Andy Warhol und Roy Lichtenstein) gegenwärtig im Mumok zu sehen – in der Schau "Ludwig goes Pop".