Kultur

Christie's bricht Umsatz-Rekord

Dass es eine besondere Versteigerung werden würde, hatte Christie's-Auktionator Jussi Pylkkänen im KURIER-Interview bereits angedeutet: Die Auktion mit insgesamt 80 Losen aus der Sparte Kunst seit 1945 ("Postwar & Contemporary") hatte etliche Meisterwerke zu bieten und war minutiös vorbereitet worden. Am Ende konnte das Auktionshaus dann doch mit einem Überraschungseffekt aufwarten: Mit einem Umsatz von 852,887,000 US-Dollar (682,309,600 Euro) wurden die Erwartungen übertroffen, der Umsatz war der höchste, der jemals bei einer einzelnen Auktion erzielt wurde.

Die zwei Top-Lose der Auktion waren zugleich die umstrittensten Bilder gewesen: Andy Warhols "Triple Elvis" (1963) erzielte mit 81,925,000 US-Dollar (65,540,000 Euro, inklusive Aufgeld) den höchsten Preis aller versteigerten Werke, das Warhol-Bild "Four Marlons" (1966) mit 69,605,000 US-Dollar (55,684,000 Euro) den zweithöchsten. Beide Bilder waren vom deutschen Casino-Betreiber Westspiel, die dem Bundesland Nordrhein-Westfalen gehört, zur Auktion eingebracht worden. Ende der 70er-Jahre hatten die Elvisse 85.000, die Brandos 100.000 Dollar gekostet.

"Schwarze Stunde"

Kulturpolitiker und Künstlerverbände hatten den Verkauf im Vorfeld kritisiert, weil sie darin den Startschuss zu einem Ausverkauf landeseigener Kunst sahen. Während Christie's über den Rekordumsatz jubelte, sprach der Deutsche Kulturrat - die Vertretung von mehr als 200 Bundeskulturverbänden - dann auch von einer "schwarzen Stunde für die Kultur": "Jetzt ist die Büchse der Pandora geöffnet“, sagte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben große Sorge, dass jetzt andere notleidende Kommunen oder Länder diesem Beispiel folgen könnten.“

Für Christie's blieb die Auktion ein Punktesieg in Sachen Renommée: Konkurrent Sotheby's, der in der Vorwoche in der Sparte "Impressionismus & Moderne" die bislang stärkste Auktion seiner Geschichte gemeldet hatte, sah mit "nur" 422 Millionen US-Dollar Umsatz beinahe schwach aus; In der Sparte "Postwar & Contemporary" blieb die Sotheby's-Abendauktion mit 344 Millionen Dollar ebenfalls unter dem Rekordwert von Christie's.

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Neben den Top-Erlösen für die beiden Warhol-Bilder wurden bei Christie's am Mittwoch auch neue Rekorde für Werke von Cy Twombly (69,605,000 US Dollar / 55,684,000 Euro für "Untitled", 1970) und Martin Kippenberger (22,565,000 US-Dollar/ 18,052,000 Euro für "Untitled", 1988) erzielt. Gerhard Richter - ein Garant für Top-Preise - erzielte zwar keinen neuen Rekord, sein "Abstraktes Bild (648-3)" schaffte es mit einem Preis von 31,525,000 US-Dollar / 25,220,000 Euro dennoch in die Top Ten.

Größerer Markt, höhere Preise

Auch wenn nur eine relativ kleine Klientel in der Lage ist, derart hohe Summen für Kunst zu bezahlen, wird die New Yorker Auktionssaison gerne als Maßstab für die Gesundheit des globalen Kunstmarkts angesehen. Die Christie's-Auktion - die klar auf einen neuen Umsatzrekord hin angelegt war - zeigte, dass an potenten Käufern derzeit gewiss kein Mangel herrscht. Kunden aus insgesamt 43 Ländern hatten an der Auktion teilgenommen, ließ das Haus in einer Aussendung wissen.

"Als ich 1986 zu Christie's kam, stammte die Klientel hauptsächlich aus Amerika und Europa", erklärte Jussi Pylkkänen, Präsident von Christie's für Europa und Leiter der New Yorker Rekord-Auktion am Mittwoch, dem KURIER kürzlich. "Dann kam Japan hinzu, später Russland, der Mittlere Osten, dann Taiwan, Singapur und Hongkong. In den vergangenen vier Jahren ist China ein großer Faktor geworden. Je größer der Kunstmarkt ist, desto mehr Interessenten gibt es - und desto teurer werden die Kunstwerke."