Kultur

Bukarest-Biennale ohne Schafhausen

Die künstlerische Achse Wien-Bukarest ist brüchig geworden: Nicolaus Schafhausen, der Direktor der Kunsthalle Wien, hat seine Funktion als Kurator des für 23. Mai bis 24. Juli angesetzten Kunst-Events in der rumänischen Hauptstadt zurückgelegt. Gegenüber dem KURIER erzählte der Kurator von einem "permanenten Kontrollverlust", den er bei seiner Arbeit nicht länger hinnehmen wollte.

Schafhausen hatte die Leitung der Biennale 2012, parallel zu seinem Engagement an der Kunsthalle Wien, angeboten bekommen. Seine Doppelfunktion wurde in Wien gutgeheißen, auch weil Schafhausen zahlreiche Synergien aus einer Kooperation mit der Biennale in Aussicht stellte. Die geplante Schau "Der Brancusi-Effekt" (12.6. - 21.9.) sei nun von seiner Entscheidung nicht betroffen und würde wie geplant stattfinden, versichert er.

In Bukarest selbst stieß Schafhausen allerdings auf unüberbrückbare Auffassungsunterschiede. "Wenn man so will, sind die Kuratoren für die Finanzierung der Institutionen instrumentalisiert worden, und ich lasse mich nicht instrumentalisieren", erklärt er im KURIER-Gespräch. Mit der Aussicht, durch Hereinnahme bestimmter Künstler Gelder zu akquirieren, sei versucht worden, Einfluss auf seine Künstlerauswahl zu nehmen. Die rumänische Kunstszene sei zudem "enorm zerstritten" und "ein Minenfeld": Einigen Künstlern würde man eine Ausstellungsbeteiligung einfach nicht gönnen.

Die Organisatoren der Bukarest Biennale bestätigen auf KURIER-Anfrage Schafhausens Version in den Grundzügen: Grund für das Ende der Kooperation sei ihnen zufolge ein "unethischer Zugang unserer Partner und Sponsoren" und "die Bestellung eines Assistenz-Teams, das anstatt des Kurators arbeiten sollte, was außerhalb unserer Vereinbarung lag". Die Organisatoren wollen ihr weiteres Vorgehen am Mittwoch in einer Pressekonferenz bekanntgeben.

Schafhausen will seine Kontakte aus Bukarest jedoch weiterhin nutzen. Auch das von ihm ausgegebene Thema der Biennale, "Longing/Belonging" will er nicht ganz fallen lassen, wie er sagt: In diesem Konzept ging es ursprünglich darum, "die Spannungsfelder zwischen (nationaler) Identität und (persönlicher) Individualität auszuloten."