Kultur/Buch

Ein Roman aus 1958: "Sensationelle" Frau und drei Martini

Sensationell war das: Eine Frau sitzt in der Hotelbar. Erstens: allein. Zweitens: Sie trinkt Alkohol. Drittens: Sie raucht sogar.

Das macht sie, um sich „ein paar Schleier des Vergessens zuzulegen.“

Sind eh nur drei Martini ... während der Mann, der immer näher kommt, brav Orangensaft trinkt.

Die Wiener Literaturwissenschaftlerin Veronika Hofeneder macht im Nachwort darauf aufmerksam, damit man’s ja nicht überliest.

„Zwei in Italien“ von Juliane Kay - Foto oben - ist aus dem Jahr 1958. Damals war ein Barbesuch für eine Frau höchst unüblich.

Noch dazu im noch ein bisschen konservativeren Italien. Dorthin geht die Reise einer Österreicherin und eines Österreichers, die Freunde sind, also – wie sie betonen – viel mehr als Liebende.

Ausgrabungen

Kays Roman ist ein weiteres Beispiel einer Ausgrabung in der heimischen Literatur. Die Edition Atelier macht das (mit Ilsa Barea, Martina Wied, Hans Flesch-Brunningen), der Verlag Das vergessene Buch (Maria Lazar, Marta Karlweis, Grete Hartwig-Manschinger) und der Milena Verlag mit Hertha Pauli, Ludwig Hirschfeld – und jetzt eben mit der Wienerin Juliane Kay (1904 – 1968), die mit Theaterstücken und Drehbüchern für Filme mit Curd Jürgens, Bernhard Wicki, Paula Wessely und Attila Hörbiger ... erfolgreich war. Und die man nicht mehr kennt.

„Zwei in Italien“ ist ganz leicht und niemals seicht, oft witzig und manchmal sogar mit Analyse (die freilich völlig falsch ist):

„Männer!, dachte ich. So waren sie nun einmal, sie konnten nicht anders. Sie kränkten Frauen, fühlten sich schuldbewusst, warfen den Frauen vor, dass sie sich schuldbewusst fühlten und drehten den Spieß der Kränkung um. Nicht sie hatten gekränkt, sie waren gekränkt worden!“

Jedenfalls führt die nicht mehr ganz junge Frau im Buch einen selbstbewussten Rollenwechsel vor, und am Schluss der Fahrt nach Rom kommen Tage, das sind ihre Tage, die machen alles wieder gut.

 

Juliane Kay:
„Zwei
in Italien“
Milena Verlag.
240 Seiten.
23 Euro

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern