Kultur/Buch

Ein Landkrimi, den der ORF verfilmen sollte

Von klein an hat Adolf von der Mutter gehört: Er ist ein MÜSSER. Er hat nichts zu erwarten bzw. nichts zu wollen. Daran hielt er sich Jahrzehnte. Die Hanni, mit der in die Schule ging, hätte er wollen. Aber er hat müssen: verzichten.

Buslenker ist er geworden. Wer ihn ärgern will, nennt ihn einen Busführer. Weil er Adolf heißt. Weil ihm der Vater, er ist längst tot, diesen Namen gab – das war seine Art, auf Kosten des Kindes die Welt zu verachten; und mit Hitler hat er sowieso sympathisiert.

„Der Busführer“ ist ein Landkrimi. Man kann nur hoffen, dass ihn der ORF in die Filmreihe aufnimmt.

Gut kann man sich’s vorstellen, dass man es auch sehen und hören will, wie Adolf, der auf die 50 zugeht und im Elternhaus geblieben ist, ausbricht – aus dem bisherigen Leben und aus dem Gefängnis, aber darüber soll hier nichts verraten werden.

Es ist keine durchgehende Krimikomödie, doch gibt es sehr heitere Momente – etwa wenn die Mutter den Sohn rügt: „Du wolltest doch heute den Vater gießen!“

(Sofort fällt der Witz ein: Steht eine Frau am Grab ihres Mannes und gibt den Blumen Wasser. Kommt eine andere Frau vorbei, nickt und sagt: „Sie haben’s gut, Sie gießen schon. Ich koche noch.“)

Unterm Lattenrost

Der Landkrimi spielt in der Stadt Merk, ein Bundesland wird nicht genannt. Die so schwungvoll schreibende Autorin Veronika Bauer - Foto oben - stammt aus Krems.

Jedenfalls verschwindet Hannis Ehemann, angeblich fuhr er auf seinem Rennrad davon. Warum dann auf dem Lattenrost von Adolfs Bett sein blutiges T-Shirt liegt, wird eine Polizistin zu klären versuchen. Wenn sie nicht gerade kotzt, weil ihr übel wird, wenn sie daran denkt, was aus ihr geworden ist.

Und dann ist da noch eine Obdachlose, die dem Buslenker nie Euro gibt, um hinten im Bus schlafen zu können: Adolf bekommt von ihr Knöpfe und ausländische Münzen, die er aufhebt. (Er kauft vom eigenen Geld ein Ticket für die arme Frau.)

Es sind Goldmünzen, du Dussel.

Darüber, dass Adolfs Mutter begreiflich machen will, dass man auf nichts Gutes hoffen darf im Leben, reden wir später. Ihr Leitsatz wird doch wohl nicht einen wahren Kern haben: „Die Kunst ist, zu glauben, das zu wollen, was man muss.“

 

Veronika Bauer: „Der
Busführer“
dtv.
352 Seiten.
22,95 Euro

KURIER-Wertung: ****