Kultur/Buch

Der neue "Metzger": Ohne Vanille versinkt die Welt im Chaos

Nach vier Jahren Pause, in der sich Thomas Raab – die Gründe kennt nur er – lieber mit der alten goscherten Frau Huber zusammen getan hat (zuletzt: „Helga räumt auf“, Frau Huber ermittelt zum zweiten Mal), kehrt er zu seinem Möbelrestaurator Metzger zurück.

Und da dürfte sich einiges aufgestaut haben – obwohl es im achten Roman eigentlich nur darum geht, dass Metzger und seine Lebensgefährtin Danjela Djurkovic heiraten wollen.

Das hat Raab gut gemacht. Er zielt nicht nur auf Pointen ab.

Wobei es bestimmt nicht nur ihm Spa‚ß gemacht hat, wenn ein Polizeibeamter im breiten Wienerisch sagt: „Oisa wos is! Woschen S’ Eana jetzt endlich?“

Und sich der Metzger mit der Gegenfrage unbeliebt macht: „Welche Erna soll ich waschen?“

Adler an Taube

„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist, anders als vorangegangene Romane, nach moderner Architektur gebaut, manche Stockwerke haben labyrinthische Gänge, und überall herrscht Chaos.

Da sagt z.B. der Adler zur Taube: Wo bleibt der Dachs? Und ein alter Spielgefährte aus Kindertagen erinnert unangenehm daran, wie dem Metzger ein U-Hakerl im Hintern stecken blieb. Und der Josip hat den Säbel geschwungen, ein Albaner wurde geköpft, jetzt muss Metzgers Wohnung tapeziert werden, wobei Metzger nichts mitbekommt, weil er in seiner Werkstatt schlafen muss. Warum muss er? Uff.

Es wird der Moment kommen, an dem man durchblickt. Chaos ist nur ein anderes Wort fürs Leben (meint Thomas Raab).

Als Metzger mit Danjela vor dem Traualtar steht, fällt ihm auf: Sie riecht nicht, wie sonst, nach Vanille. Kombiniere: Da stimmt etwas nicht. Das muss mit ihrem Vorleben zu tun haben. Sie stammt gar nicht aus Kroatien. Vor dem „Ja“-Wort geht sie mit einem Fremden fort, einfach so. Der Metzger kommt sich vor, als war sie bloß seine 24-Stunden-Pflegerin und hat nun ihren Dienst beendet.

Sehr überraschend alles. Diese Serie hat keine Abnützungserscheinungen. Und Herbert Kickl kommt auch kurz vor, als Herr Vonsinnenminisda.

Foto oben: Thomas Raab bei der ROMY 2019, zwei Metzger-Krimis waren verfilmt worden

 


Thomas Raab:
„Die Djurkovic
und ihr Metzger“
Haymon Verlag.
300 Seiten.
19,90 Euro

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