Das uralte Märchen hat in der Karibik das Süßliche verloren
Von Peter Pisa
Endlich einmal etwas ganz anderes. Obwohl es eine uralte Geschichte ist. Aber in der Karibik wird sie zu etwas Neuem, und es ist nicht die Meerfrau, die mit ihrem Gesang betört. Es ist ein fescher Fischer, ein Rastaman mit seiner Gitarre, der sie durcheinander bringt.
1000 Jahre
Zuerst hängt die Meerjungfrau an der Angel gieriger amerikanischer Touristen. Die hätten sie gern teuer verkauft. Der Inselbewohner befreit sie und schleppt sie in die Badewanne. In seinem Häuschen verliert sie die Schwanzflosse und dergleichen ... Die junge Frau war vor 1000 Jahren von eifersüchtigen Menschen verflucht worden.
Nichts ist süß. „Die Meerjungfrau von BLACK CONCH“ hat Quallen im Haar, Fischläuse auf den Schuppen, die Hüfte voller Seepocken. Über ihren Mundgeruch reden wir lieber nicht. Das ist ein wildes, feministisches Märchen von Monique Roffey aus Trinidad (Foto oben). Über die Liebe, ohne besitzen zu wollen. Über die Liebe, wenn man jemanden gehen lassen muss.
Monique
Roffey: „Die Meerjungfrau von Black Conch“
Übersetzt von
Gesine Schröder.
Tropen Verlag.
240 Seiten.
23,50 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern