Buchkritik: Hertha Pauli und die "Jugend nachher"
Von Peter Pisa
Der Roman, der kaum jemanden interessierte, als er 1959 erstmals veröffentlicht wurde, ist eine Wucht. Ein wuchtiger Schlag ins Gesicht, dem man damals auswich und „Jugend nachher“ ignorierte.
Versprecher
Hertha Pauli (Bild oben), 1938 gerade noch aus Wien geflüchtet, setzte das „Zeitalter der Fische“ fort, dem Symbol für nationalsozialistische Kälte in Ödön von Horvath „Jugend ohne Gott“ (ohne Wahrheit) .
Es ist ja nicht nur, dass Irene, als sie das KZ überlebte, auf Schweigen stieß und schweigen musste über das Lager. Und hörte, man wäre Opfer der Alliierten, es müsste alles wieder „arisiert“ werden – der Onkel versprach sich, „organisiert“ meinte er. Es kommt noch hinzu, dass sich Irene einer Jugendbande aus ehemaligen Burschen der HJ anschloss. Woher sollte die Jugend wissen, dass plötzlich „gut“ gefragt ist?
Ein bedeutender Roman. Nicht unbedingt aus literarischen Gründen, aber wegen unserer Geschichte.
Hertha Pauli:
„Jugend
nachher“
Milena Verlag.
250 Seiten.
24 Euro.
KURIER-Wertung: ****