Kultur

Liebes-Tristesse ohne jede Inszenierung

Zurück zu den Wurzeln ist hier wohl das Motto! Es ist Samstagabend und Bonnie "Prince" Billy hat gerade die Bühne in der Halle der Arena in Wien betreten. Während er sich Notenständer, Wasserflasche und den Gitarren-Gurt zurechtrückt, sind hinter ihm die Ytong-Ziegel, Kabel und Schalter der Bühnen-Rückwand der Arena erkennbar. So weit entfernt von jeder Art Inszenierung ist dieses Konzert, dass es nicht einmal einen schwarzen Vorhang gibt. Nur den 45-jährigen Amerikaner, seine Band und seine Songs. Und das ist genau die Atmosphäre, die sein Sound – ein Mischung aus Blues, Folk, Country und einer Prise Jazz – braucht.

Was Bonnie "Prince" Billy auszeichnet: Er hält sich nicht an die gängigen Muster dieser Stile, sondern erweitert sie häufig mit innovativen Ideen. Nur selten folgt er strikt der Strophe/Refrain-Formel. Oft haben seine Songs unterschiedliche Teile, Rhythmuswechsel und unkonventionelle Akkordfolgen.

Spannung

Auch wenn die Band heute nicht ihren besten Tag hat, unkonzentriert oder einfach nicht gut eingespielt klingt, zeigt das schnell seine Wirkung. Es gibt Momente – etwa bei "Night Noises" und "Intentional Injury" –, da hat Bonnie "Prince" Billy das Publikum total in seinem Bann, macht die Liebes-Tristesse, die die meisten seiner Songs durchdringt, eindringlich spürbar. Es gibt aber auch fröhlichere, mehr von Country als vom Blues beeinflusste Lieder, die lustvoll vorwärts treiben und die Spannung wieder aufheben.

So will ihn am Ende keiner gehen lassen. Auch nicht, als das grelle Saallicht und der aufkommende Pausen-Sound das Ende besiegeln wollen. Und weil der Jubel trotzdem ewig lang beharrlich bleibt, kommt Bonnie "Prince" Billy doch noch einmal für zwei weitere Songs zurück. Eine echte, ungeplante Zugabe! So wie man es früher gemacht hat – als es immer nur um die Musik und nicht um eine Inszenierung ging.

KURIER-Wertung: