Kultur

Bon Jovi: Heiß erkämpfter Spaß im Gatsch

Den ganzen Tag hatte es ausgehalten. Als Bon-Jovi-Anheizerin Christina Stürmer ihr ambitioniertes und vom Publikum zu wenig beachtetes Set beendete, zeigte sich am Himmel über der Wiener Krieau sogar Abendrot zwischen den dunklen Wolken.

Aber just als Bon Jovi auf die Bühne kamen, begann es dann doch zu regnen. Macht nichts, dachten sich die 50.000 Fans der Rockband aus New Jersey da noch, es ist ja eher ein Tröpfeln. Und gut für Sänger Jon, den Pollenallergiker, weil es den Blütenstaub aus dem nahen Prater aus der Luft spült.

Der Frontmann zeigt mit „You Give Love A Bad Name“ und „It’s My Life“ auch gleich deutlich, dass er heute einmal mehr bereit ist, 100 Prozent zu geben. Er hat schnell eine johlende und hüpfende Masse vor sich.

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Ersatzmann

Doch leider ist diese Anfangs-Euphorie in der Krieau bald abgeflaut. Der Regen ist unangenehm stark geworden. Und die Songauswahl zieht im Mittelteil unbekanntere Titel Klassikern wie „Bed Of Roses“ vor. Natürlich fehlt auch Gitarrist Richie Sambora, der sich eine Auszeit genommen hat, seine Alkoholsucht bekämpfen muss. Ersatzmann Phil X ist ein flinker, sauberer Seiten-Arbeiter. Aber wo Sambora einen einzigen Ton so hinsetzt, dass die Gänsehaut kribbelt, packt er fünf hinein – und hat doch nie die gleiche Wirkung.

Aber Sänger Jon kämpft wie ein Löwe, um das Ruder wieder herumzureißen: Er klatscht sich eine Kappe auf die eh schon triefnassen Haare, wickelt sich einen Schal um den Hals, um morgen auch noch bei Stimme zu sein, und macht sich lustig über die „Babys“, die unter einer Brücke der Bühnen-Konstruktion Schutz suchen.

Es macht ihm sichtlich Spaß, so diesen super widrigen Bedingungen zu trotzen. Je mieser das Wetter, desto mehr strahlt er, streut mit „Start Me Up “ und „ Rockin’ All Over The World“ Coversongs zwischen die zum Schluss wieder zahlreicheren Hits.

Und auf einmal ist sie wieder da, diese Magie des Augenblicks, wenn es wurscht ist, dass das Wasser durch die Haare rinnt und die Jeans bis zum Knie mit Gatsch besudelt sind. Wenn die Energie, die von der Bühne kommt, nichts anderes zulässt, als den Moment zu feiern und „Livin’ On A Prayer“ zum x-ten Mal in Wien zum Triumphzug wird.

KURIER-Wertung: **** von *****