Kultur

Blum wird Müller. Schiele kommt. Serie aus

Blum ist jetzt Müller, guter Name, und es ist völlig egal, ob "Totenrausch" hier dreieinhalb oder vier Wertungssterne bekommt.

Es gibt in Österreich nichts Amerikanischeres; und Spannenderes aus Österreich gibt es zurzeit auch nicht – falls man der irrigen Meinung ist, erst durch Morde wird ein Buch spannend.

Tack-tack-tack macht auch das Finale der Thrillerserie des Innsbruckers Bernhard Aichner, so rasch ist der Stil wieder, und es ist eine mordsmäßig dick aufgetragene Show, deshalb sind dreieinhalb Sterne genug; aber man wird das Buch trotzdem auf einen Sitz lesen wollen.

"Totenrausch" funktioniert ja manchmal wie kleine Orgasmen. (Es gibt 63 kurze Kapitel.) Am Ende bleibt der Seufzer: Na, das haben wir gebraucht oder was.

Aber man braucht’s.

Großer Erfolg

Brünhilde Blum ist mit ihren beiden kleinen Töchtern in Hamburg untergetaucht. Man erinnert sich vielleicht: Die Tiroler Bestatterin, die nach dem Mord an ihrem Ehemann (einem Kriminalpolizisten) fünf honorige, sehr böse Männer zerstückelte, ist auf der Flucht.

Nach dem eher enttäuschenden zweiten Teil mit einem Künstler namens Kuhn – Blum, Kuhn, Blum, war das ein Fest fürs U! – begibt sich die 35-Jährige im letzten Teil in die Hände eines mächtigen Hamburger Unterweltlers. Er besorgt ihr und den Kindern falsche Identitäten.

Marie Müller.

Aber Egon Schiele (so nennt er sich) will etwas dafür, nämlich dass Müller-Blum für ihn mordet.

Hier einen Richter, da einen Polizist usw.

Der 44-jährige ehemalige KURIER-Fotograf Aichner hat eine Konstruktion abgeschlossen, über die man zwar die Nase rümpfen kann. Allerdings sollte man dazu sagen, dass von Krimi Nr. 1 "Totenfrau" und Krimi Nr. 2 "Totenhaus" allein im deutschsprachigen Raum 250.000 Exemplare verkauft wurden. Auch in den USA und in England gibt es die Serie, und eine TV-Verfilmung ist in Planung.

Bernhard Aichner beschloss, Erfolg zu haben ... und hat Erfolg. Alles ist gut.


Bernhard Aichner:
Totenrausch
btb Verlag. 480 Seiten. 20,60 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern