Kultur

Bilderbuch zeigten in Wien alle Facetten ihres Könnens

Auf die in zwei Pandemie-Jahren hochgezogenen Wohnhaus-Türme hinter der Wiener Arena hat es Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst an diesem lauen Frühlingsabend abgesehen. Es ist Donnerstag, er und seine Band spielen das erste von drei Konzerten in dieser Örtlichkeit und er denkt laut darüber nach, wie es sich auf die Kultur auswirken könnte, wenn die Türme von vermögenden Leuten wie Dominic Thiem bewohnt sind und die sich über den Lärm beschweren.

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Schnell besinnt er sich dann aber doch darauf, dass es noch nicht so weit ist und man heute feiern will. Das tun Bilderbuch mit einer ordentlichen Portion Rock-Feeling. Gestartet wird mit einigen Songs des Anfang April erschienenen Albums „Gelb ist Das Feld“. Der entspannte, verträumte Pop-Sound dieser neuen Songs war auf der Platte fast ein bisschen zu entspannt, jedenfalls aber sehr weit entfernt von den auf Hip-Hop und Funk basierenden experimentelleren Klängen, mit denen Bilderbuch zum Aushängeschild der österreichischen Szene wurden und im Dezember sogar in Amerika auf Tour waren.

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Im Live-Arrangement in der Arena klingen sie kantiger und roher, passen sich so besser in das Programm ein als gedacht. Dass man im Publikum aber doch die älteren Songs favorisiert, zeigt der früh eingeschobene Hit „Spliff“, bei dem sich die Band Zeit zum Improvisieren nimmt - so exzessiv, dass sich Bassist Peter Horazdovsky im Spielrausch den Stöckel-Absatz vom Schuh bricht, und Gitarrist Michael Krammer alle Facetten seines Könnens zeigen kann.

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Natürlich bietet auch „Gelb ist das Feld“ ein paar Highlights. Zum Beispiel das sanft dahinplätschernde Liebeslied „Nahuel Huapi“ oder das psychedelisch anmutende „Daydrinking“. Die beeindruckenderen und besten Bilderbuch-Songs kommen aber von anderen Alben und in der zweiten Hälfte der Arena-Show. „Bungalow“, „Kitsch“ und „Baba“ treiben die Stimmung in der Arena gegen Schluss gehörig in die Höhe.

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So, dass Bilderbuch den üblichen Zugabeblock erweitern und extra für die Heimatstadt noch das großartige „Frisbee“ einschieben. Mit „Europa 22“, dem markanten Gitarrenriff von „Schwarzes Karma“ und  „Gibraltar“ vom Durchbruchs-Album „Schick Schock“ macht das Quartett einen letzten Streifzug durch sein Schaffen. „Maschin“, der größte Bilderbuch-Hit, ist dann nach zwei Stunden bester musikalischer Unterhaltung der triumphale Höhe- und Schlusspunkt.