Kultur

Bewegende Sounds von Yello-Soundtüftler Boris Blank

Bum, knack, dzzzz ...“ Boris Blank klatscht, zischt und schnalzt in sein iPhone. Er demonstriert die von ihm entwickelte „Yellofier“-App, mit der man mit geringstem Aufwand und maximalen Effekten Musik machen kann.

„Wenn ich aus dem Nichts heraus einen Track zusammenbaue, dann bin ich glücklich wie ein Kind zu Weihnachten“, hat er vor fünf Minuten erzählt. Und jetzt ist er tatsächlich so begeistert von dem in fünf Sekunden entstandenen Rhythmus, dass er gleich weiß, wo Hall drauf muss und wo ein Loop hingehört.

Es ist genau diese Arbeitsweise, mit der Blank in seinem Studio in Zürich seit Jahren die Musik für Yello zusammenstellt. „Ich bin wie ein Maler, der Schicht um Schicht übereinanderlegt – als Basis für Texte und Gesang von Leuten wie Dieter Meier.“

Sinnlich

Seit Neuestem ist die aus Malawi stammende und „wegen der Liebe“ in Zürich ansässige Jazz-Sängerin Malia auch eine seiner Musen. Heute, Freitag, erscheint deren gemeinsames Album „Convergence“, das die Blank’sche Elektronik mit Soul, Jazz und der ausdrucksstarken Stimme von Malia zu Songs voll Sinnlichkeit und Melancholie verbindet.

Malia, die als Teenager nach London emigrierte, suchte Kontakt zu Blank, weil sie nach Jahren als Jazz-Puristin etwas mit elektronischer Musik machen wollte und ein Fan der Shirley-Bassey-Yello-Kooperation „The Rhythm Divine“ ist.

Doch Blank, sagt sie, sei anfangs „schüchtern“ gewesen. Was der sofort dementiert: „Ich wollte nur kein Album machen, weil ich so viel mit dem neuen Yello-Album zu tun hatte. Aber dann ging mit ihr alles so leicht und mühelos, dass wir statt nur ein paar Demos doch ein ganzes Album aufnehmen wollten.“

Überschattet wurde die Arbeit von Malias Brustkrebs-Erkrankung. Beide Brüste mussten amputiert werden, und der OP folgten langwierige Behandlungen. „Jetzt geht es mir gut, aber es war natürlich ein Schock. Das Schlimmste war der Gedanke war, nicht mehr für meine sechsjährige Tochter da sein zu können.“

Den formuliert sie in dem Song „Embraceable Moon“. „Ich wollte sie mit dem Lied daran erinnern, dass ich – auch wenn ich vielleicht nicht physisch da sein kann – immer geistig mit ihr verbunden sein werde.“

Auch die melancholische Atmosphäre von „Convergence“ führt Blank darauf zurück. „Malias Zustand ist natürlich auch an mir nicht spurlos vorübergegangen“, sagt er. „Manchmal habe ich sie in den Arm genommen und nur gehalten, wenn sie überwältigt von dieser schwierigen Zeit ins Studio kam. Und das hat sicher das Feeling der Tracks beeinflusst.“

Duett mit Meier

Wobei Malia nur in „Embraceable Moon“ direkt auf die Auswirkungen ihrer Krankheit eingeht. Zu den anderen Texten ließ sie sich von der Liebe, der Sehnsucht aber auch ihrer ersten Züricher Freundin („Claire Cadillac“ ) oder einem Piratenschiff-Gemälde von William Turner inspirieren.

Eine Tour von Blank und Malia gibt es nicht. Trotzdem ist das erst der Anfang der Zusammenarbeit. Denn für das im Oktober erscheinenden Yello-Album hat Malia schon ein Duett mit Dieter Meier eingesungen. Und wenn es nach Blank geht, „singt sie hoffentlich noch ein paar mehr“.