Best of Literatur 2015: Unsere Highlights
Von Peter Pisa
Autoren international
- 2015 war sein Jahr. Vom norwegischen Lehrersohn Karl Ove Knausgård erschien Band fünf seiner insgesamt 3600 Seiten dicken autobiografischen Schriften. Und es besteht immer noch der Zwang, dabei zu sein, wenn Knausgård zwischen Banalem und Philosophischem pendelt; wenn er lebt und liebt und träumt und sich wundert, weil er nicht immer zu den Braven, Guten gehört. Ein Buch fehlt noch, dann ist man hoffentlich satt.
- Mit der weißrussischen Schriftstellerin wurde das dokumentarische Erzählen geadelt: Swetlana Alexijewitsch bekam den Nobelpreis 2015 für ihre russischen Geschichten, aus denen die russische Geschichte wird. Die Spur, die sie zieht, führt von Revolution, Gulag, und Krieg zu Tschernobyl und zum Untergang des „roten Imperiums“. Swetlana Alexijewitsch setzt den Namenlosen und dem Leiden Denkmäler.
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Wie man mit etwas Schmalz einen unwiderstehlichen Roman aufs Papier bekommt, hat der 42-jährige Amerikaner Anhony Doerr bewiesen: „Alles Licht, das wir nicht sehen“ über ein blindes französisches Mädchen und einige sonnige Momente im Zweiten Weltkrieg wurde von Lesern und den meisten Kritikern geliebt, in den USA wie in Europa. Den Pulitzer-Preis gab es für den großartigen Geschichtenerzähler auch.
- Der Grazer Clemens J. Setz ist kein literarisches WunderKIND mehr, mit 33. Mit „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ glückte Setz nicht nur sein „erster richtiger Roman“ (= seine Worte). Sondern auch sein allerbester. Und der Beweis, dass es mehr Dinge zwischen Mensch und Mensch gibt als zwischen Himmel und Hölle. Der studierte Mathematiker und Germanist kennt sich bei „normalen Typen“ weniger gut aus.
- Kunst und Leben sind bei der Linzerin eins. Margit Schreiner verlangt von ihrer ungekünstelten Literatur (auch), dass sie von der Erziehung ihres Kindes erzählt, von Trennungen und der Panik vor dem Älterwerden ... Heuer erzählte sie in „Das menschliche Gleichgewicht“ von einem Urlaub in Kroatien, wo man nicht nur das Meer und Schnapsflaschen zu sehen bekam: Die Hölle, das sind wirklich die anderen.
- Mit dem Begriff „Shootingstar“ kann die 26-jährige Valerie Fritsch nichts anfangen. Aber seit ihrem Auftritt beim Bachmann-Preis (den sie seltsamerweise nicht gewonnen hat, obwohl alle Juroren voll des Lobes waren) und ihrem apokalyptischen Roman „Winters Garten“ ist die gebürtige Grazerin in der heimischen Literatur der ... Shootingstar. Man könnte notfalls auch von einem Riesentalent reden.