Es muss ja nicht gleich ein Sturm blasen
Von Peter Pisa
Man weiß ja eh nicht viel, überhaupt und so, aber ein paar leere Stellen könnte man "leicht" bei den Jungen füllen. Sie müssen nicht sein, da könnten sich rasch die Nebel lichten.
Es muss nicht gleich ein Sturm blasen, leichter Föhn in Innsbruck reicht – und es reichen "Föhntage" des 37-jährigen Tiroler Schriftstellers (und Chef des Limbus-Verlags) Bernd Schuchter.
Schauen wir uns Lukas an. Es ist das Jahr 1990. Die Welt wäre eine Chance gewesen (so Schuchter im KURIER-Gespräch) für eine andere, bessere Zukunft: für Solidarität in einer geschichtsvergessenen Zeit.
In Italien ist Fußball-WM, und der Bub interessiert sich dafür, sein Panini-Album voll zu bekommen. (Das Pickerl von Roberto Baggio ist Mangelware, Gary Lineker ist zu oft im Sackerl.)
Man muss Lukas ein bissl anstoßen, damit er sich auch für etwas anderes interessiert. Dem müden Nachbarn Josef Lahner, er wird etwa 65 sein, hat Lukas unabsichtlich mit dem Ball ein Fenster eingeschossen. Zur Strafe arrangiert die liebe Mutter, dass er den Mann besucht, dass er ihm unter die Arme greift.
Und Lahner hilft Lukas, damit ihm die Augen aufgehen. Er stammt aus einer Südtiroler Bauernfamilie. Von den italienischen Faschisten gequält, waren seine Eltern mit ihm "heim ins Reich" gegangen bzw. geflüchtet. Nach dem Krieg gab es kein Zurück mehr, aber eine ungewollte Nähe zu den "Bumsern" gab es.
Gemeinsam reisen Alt und Jung durch die Zeitgeschichte, und bestimmt wird gleich jemand rufen: Nein, so einfach lasse sich davon nicht erzählen!
Trotzdem wird es heller beim Lesen von Schuchters sensiblem Roman: "Die beschwiegenen Dinge müssen immer wieder besprochen werden."
KURIER-Wertung: