Kultur

Neue Blicke für den Ausflug

Berge, Wälder, Seen – Sommerzeit ist Wanderzeit, und so schön die Natur einen da anspringt, hin und wieder kann einem in all dem blühenden Überfluss vielleicht rein ästhetisch auch einmal fad werden.

Wer sich als Vorbeugung gegen dieses ästhetische Sommerloch der Natur mit geschärftem Blick für ihre Künstlichkeit nähern will, der sollte vor der Sommerfrische noch im Belvedere in Wien vorbeischauen. Dort beleuchtet die Ausstellung „Formalisierung der Landschaft“ bis 8. September einen entscheidenden Moment im späten 19. Jahrhundert: Den wenige Jahre währenden Übergang, als einige miteinander verbundene Künstler bei Mal-Ausflügen im Münchner Umland erkannten, dass die Natur auch als reduzierte, abstrakte, zweidimensionale Form angeschaut werden kann.

Impressionen der Ausstellung

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Wegweisend

Und erkannten, dass dieser Blick einen Weg in die ästhetische Zukunft weist: Die entstandenen Bilder von u. a. Adolf Hölzel sowie seiner Freunde und Schüler wie Carl Moll, Karl Mediz, Emilie Mediz-Pelikan oder Theodor von Hörmann leiten aus dem Impressionismus heraus zur Flächenkunst des Jugendstils über. Landschaft wurde, auch beeinflusst von der damals hoch in Mode stehenden japanischen Kunst, als Ornament verstanden: Bäume, Seen, Himmel wurden zum rhythmischen Wechsel zwischen Hell und Dunkel abgeflacht.

Die Gruppe um Hölzel stand „an der Schwelle zur Moderne, aber eben noch im 19. Jahrhundert“, sagt Kurator Alexander Klee zur Ausstellung. Das „Neu-Dachauer“ genannte Trio Hölzel, Ludwig Dill und Arthur Langhammer wirkte dann auch stark auf die Secession in Wien. Hölzels programmatische Schrift „Über Formen und Massenvertheilung im Bilde“, die starken Einfluss auf viele Künstler des beginnenden 20. Jahrhunderts hatte, erschien in der Secessions-Edition „Ver Sacrum“.

Foto-Konkurrenz

Ein Grund für den Wandel: Die Malerei sah sich einer zunehmenden Konkurrenz ausgesetzt. Die Fotografie übernahm das getreue Abbild von Natur. Mit der neuen Ästhetik reagierten die Künstler darauf: Natur nur abzumalen war sinnlos geworden, also suchte man darin neuen ästhetischen Wert. Auch die Fotografie ging diesen neuen Weg mit: Zeitgenössische Fotografen entdeckten ebenfalls rasch Unschärfe und Hell-Dunkel-Kontraste als Stilmittel.KURIER.at/kunstMehr Bilder aus der Ausstellung