"Egal wo der Sound herkommt, die Musik zählt"
Bauchklang gehen neue Wege. Die österreichische Beatboxing-Band hat ihr eigenes Label gegründet und setzt noch mehr auf einen von elektronischer Musik beeinflussten Stil. Aber eines hat sich nicht verändert: Die fünf Bandmitglieder erzeugen ihre Musik weiterhin rein mit ihrer Stimmkraft aus Bauch und Zwerchfell. Seit 1996 hat die Vocal-Groove-Band, mit leichten personellen Veränderungen, rund 700 Konzerte in mehr als 25 Ländern gespielt.
Nun hat das Quintett sein fünftes Album veröffentlicht. Produziert wurde "Akusmatik" von Patrick Pulsinger, in Österreich ein Pionier in Sachen elektronischer Musik, mit "extremem Know-How, Feingefühl für die Grundästhetik dieser Musik und einem supertollen Studio", so Bauchklang-Mitglied Gerald Huber. Dieses hat sich die Band zu Nutzen gemacht um einen neuen Horizont in ihrer Musik zu erreichen. Mit bereits sehr reifem Material ist Bauchklang ins Studio gegangen, dezente Beratung und eine lockere Zusammenarbeit mit Pulsinger haben aus dem Album schließlich das gemacht, was es nun ist.
Wobei zunächst gar kein Album geplant war, erklärt Leadsänger Andreas Fraenzl: „Wir wollten eigentlich nur Tracks herausbringen, dann wieder eine EP und dann wieder nur die Tracks veröffentlichen. Ein bisschen moderner herangehen an die Sache und nicht an ein Album zu denken.“ Allerdings hatte man mit der Zeit genügend Material und so entstand schließlich „Akusmatik“. Der Name des Albums soll übrigens, so Bauchklang, die Leute endgültig verwirren, denn nach wie vor denken viele, dass im Hintergrund doch ein Computer mitläuft und nicht alle Sounds ausschließlich mit den Stimmen erzeugt werden. Am liebsten wäre es ihnen, die Menschen würden sagen: "Wurscht jetzt, wie das gemacht ist, das ist einfach leiwande Musik.“
Hart am ohnmächtig werden
Durch die herausfordernde Stimmtechnik stoßen Bauchklang immer wieder an ihre Grenzen. Vor allem die Geschwindigkeit, sowie der Druck spielen hier eine große Rolle. „Obwohl man sagen muss, dass unsere Musik teilweise davon lebt, dass wir uns am Limit bewegen. Das merken auch die Leute, dass wir unsere eigenen Grenzen ausloten,“ erklärt Christian Birawsky, der seit 2006 in der Band ist.
Vor allem bei Live-Auftritten kann es schon mal passieren, dass Bauchklang bis an ihr Limit gehen. „Wir schrammen da schon manchmal, vor allem live, hart am Ohnmächtig werden vorbei, definitiv," erzählt Philipp Sageder (seit 2003 bei Bauchklang). "Da geht schon einmal wer unauffällig in die Knie und wir versuchen, nicht umzufallen.“
Neue Potenziale werden laut Sageder übrigens sowohl „aus Glück, im Glück, im Rausch oder im ganz normalen Leben“ entdeckt. Aber es steckt auch viel harte Arbeit dahinter. „Selbst wenn man einmal irgendetwas hinkriegt, heißt das noch immer nicht, dass man das mit einer Klarheit immer wieder reproduzieren kann, geschweige denn, wenn man Konzerte spielt und immer wieder schauen muss, dass man diese Energie hält.“
Förderung für österreichische Musik
Wenn es nach den vierfachen Amadeus-Gewinnern ginge, sollte die österreichische Musikszene mehr gefördert werden. Für Bands, die eigentlich Potenzial hätten auch international zu spielen, wünschen sich die Musiker eine Plattform. Einen konkreten Wunsch äußert da etwa Andreas Fraenzl: „Ö3 soll endlich einmal vom komischen kommerziellen Format-Radio-Schlaf aufwachen und sich seiner Verantwortung bewusst sein.“ Auch eine Live-Musik-Sendung im ORF wäre für Bauchklang vorstellbar, in der die Chance bestehe, dass österreichische Bands einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden und "nicht nur Russkaja mit 'Willkommen Österreich'". Der Appell geht also Richtung Radio und Fernsehen, aber auch Festivalveranstalter, Booker, Managements und Labels sollen in die Pflicht genommen werden.
Was Zukunftsvisionen betrifft, hat Bauchklang noch so einiges vor. Egal ob es sich hierbei um Kollaborationen mit anderen Musikern handelt, oder um die Möglichkeiten, welche mit der Gründung des eigenen Labels einhergehen. „Wir haben jetzt wirklich viel in elektronische Musik investiert um da auch zu schauen, wie weit man das pushen kann. Vielleicht kommt der Moment, wo wir sagen: 'Danke, das war’s - und jetzt beschäftigen wir uns mit ganz etwas anderem.'", so Philipp Sageder. Fix ist auf jeden Fall, dass Bauchklang auch weiterhin viel experimentieren werden und gar nicht daran denken, als Band aufzuhören.