Kultur

Bastille: Von Laura Palmer zum Sex-Blog

Lang blieb der Brit-Award von Dan Smith nicht heil. Erst im Februar hatte der Sänger von Bastille die Trophäe als Gewinner in der Kategorie "Breakthrough Act" bekommen. Und schon im Mai war sie beschädigt. "Ich wohne mit vier Freunden zusammen", erzählt der 28-Jährige im KURIER-Interview. "Immer, wenn ich von einer Tour heimkomme, ist der Award in einem Zimmer der anderen. Wenn die betrunken sind, schnappen sie ihn sich und sagen, ‚ich hab auch einen‘. Einer hat ihn dabei fallen gelassen und dachte, ich bemerke die Kratzer nicht. Aber natürlich hab ich die gesehen."

Fast zwei Millionen hat die Band Bastille vom Debüt-Album "Bad Blood" bisher verkauft – mit einem Sound-Mix aus Rock und Elektro-Pop und Texten, die sich an Charakteren aus Filmen, der Geschichte oder der Mystik orientieren.

"Ich habe englische Literatur studiert und war immer schon fasziniert von der Geschichte der Menschheit und der Entwicklung der Zivilisation", erzählt Songwriter Smith. "Deshalb nehme ich beim Songwriting oft Anleihen daraus, um eine andere Idee zu vermitteln."

Twin Peaks

So ist der Song " Laura Palmer" weniger eine Hommage an Smiths Idol David Lynch und die Figur in dessen TV-Serie "Twin Peaks", als ein Song über Realitätsflucht und das "Davonlaufen vor Problemen". Laura Palmer schien Smith ein geeignetes Symbol dafür.

Ihren größten Hit aber hatten Bastille (Smith hat am Tag des Sturms auf die Bastille Geburtstag) mit dem Song "Pompeii". "Ich habe sehr viel über den Vulkanausbruch gelesen und in Geschichtsbüchern und Museen gesehen. Ich fand dieses Bild, dass Leute mitten in der Bewegung in ihrem Alltagsleben quasi versteinert werden, faszinierend. In dem Song fantasiere ich darüber, was zwei dieser Leute miteinander reden könnten."

Doch auch wenn die Band nach vier Karriere-Jahre jetzt endlich Erfolg hat, auf den Lorbeeren ausruhen, geht nicht. Schon arbeiten die Musiker am zweiten Album, das Anfang 2015 in den Läden sein soll.

Wieder bleibt Smith dabei ganz der Literat, der sich Storys zu Dingen ausdenkt, die ihn interessieren. "Es wird einen Song über einen Gangster geben, weil ich sehr viele Gangster-Filme angeschaut habe und dabei immer wieder sah, dass jemand einem Feind eine Pistole in den Mund steckt. Das war mein Ausgangspunkt."

Komödiantisch

Aber auch reale Erlebnisse hat Smith für die Songs des nächsten Albums verarbeitet. Wenn auch nicht die eigenen: "In einem der neuen Lieder geht es um den komödiantischen Sex-Blog einer Freundin, die dabei all ihre peinlichen und grotesken Abenteuer als Single in London verarbeitet."

Hat Smith sie um Erlaubnis gefragt? "Natürlich! Sie hat sogar Geräusche für den Beat für uns aufgenommen."

Hier finden Sie unsere Berichterstattung vom Frequency-Festival im Überblick: Tag eins im Live-Blog und hier gibt es Tag zwei, streng subjektiv begleitet von Kollegen Morscher.