Banaler, böser bis bachener Schmäh
Winter wird's. Oder wie die ÖBB sagen: eine nicht vorhersehbare Naturkatastrophe." Die schärfsten Stänkerer der Nation treiben wieder die Sau über die Bühne. Stermann & Grissemann sagen, sie können nix. Deshalb seien sie ja beim ORF . Aber aus dem Nix machen sie ziemlich viel. Etwa: Alte Witze erzählen, die einen Bart haben wie ZZ Top. Oder "La Bamba" tanzen.
"Stermann", das "Programm, nach dem Dirk Stermann benannt wurde", ist hemdsärmelig, hemmungslos goschert, sottisensatt, bös und morbid bis zum Abwinken - und randvoll mit Kalauern und Geschmacklosigkeiten.
Die Vorlage für die Show ist von Helge Schneider: "Gute Komik kommt von Opas." Also ist alles dabei: Grindiger Altherrenwitz, nach Bierfurz muffender Humor, Polit-Jux, eine Bundespräsidenten-Parodie, schwarzhumorige Erinnerungen an die präpubertäre Todessehnsucht bis zur ehrabschneidenden Grabrede. Die zwei sind, zwischen Video-Zuspielungen, Multimedia-Gags mit Zerrspiegel und TV-Fundstücken, wie sie immer sind.
Aber unter dem zwangsneurotischen Druck, permanent originell sein zu wollen, kommt ihnen oft Banales und Bachenes in die Quere. Sie sind vorlaut und wüst: "Die Activia-Botschafterin Barbara Karlich fühlt sich so aufgebläht. Wenn das kein Understatement ist ..." Sie haben Köpfchen, und darin - manchmal - Gedankengang: "Das Einzige, was mich am Leben hält, ist der Gedanke an Selbstmord."
Das Duo tischt Albernheiten, Frechheiten, Lügen auf, die ihre Fans hören wollen. Die wiederum wissen, dass es Lügen und Albernheiten sind und lieben sie genau deshalb. Nach dem Motto: Das stimmt zwar nicht, aber es ist lustig. Kurzum: ein
Rausch des schlechten Geschmacks, aber wenigstens ein Rausch, zweieinhalb Stunden raus aus dem Leben, das für viele ohnedies nur aus Demütigungen und Langeweile besteht. Für diesen Zweck reicht die richtig schmierlappige Performance.
KURIER-Wertung: *** von *****
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Kommentar
-
Hintergrund