Vor dem Wettlesen wurde Öl ins Feuer gegossen
Von Peter Pisa
Der Bachmann-Preis hat heuer durch die Aufregung um die Sparpläne des ORF, der das Wettlesen ab 2014 einstellen will, zwar an Aufmerksamkeit gewonnen.
Aber die 14 Autoren, die ab heute vor der siebenköpfigen Jury lesen werden, sind dadurch etwas in den Hintergrund gerückt worden. (3sat berichtet ab 10.15 Uhr live.)
Zumal der ORF knapp vor Beginn noch etwas Öl ins Feuer gegossen hat: mit der Jubelmeldung, sich wieder die Rechte für den ÖFB-Samsung-Cup gesichert zu haben. Bis zur Saison 2015/’16.
Man werde ab der ersten Runde jeweils ein Fußballspiel übertragen. Mit einem verstärkten Aufkommen von FC Gratkorn bzw. TSV Lopocasport Hartberg muss daher gerechnet werden.
Die KURIER-Frage, was denn diese Rechte gekostet haben, wurde vom ORF Mittwoch nicht beantwortet: Es werden keine Zahlen genannt, das sei mit dem ÖFB so ausgemacht worden.
Wrabetz-Signal
Die Kärntner ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard sagte Mittwochabend bei der Eröffnung, man müsse überlegen, die finanzielle Last auf mehrere breite Schultern zu legen.
Und, leicht geheimnisvoll: „Generaldirektor Alexander Wrabetz signalisierte bereits einen ersten Schritt zur Fortsetzung.“
Hubert Novak, Leiter der ORF/3sat-Redaktion, sprach viel von Veränderung – „die Frage, ob der Preis im Fernsehen sein muss, die muss erlaubt sein.“
Einer im Publikum applaudierte.
Zwei Sätze vom Jury-Vorsitzender Burkhard Spinnen: „Schön, dass wir noch da sind. Schön, wenn wir wieder da sein werden.
Die jährliche Rede zur Literatur hielt Michael Köhlmeier. Er sagte, eigentlich habe er hier und jetzt für die Literatur Jörg Fausers begeistern wollen, der 1984 in Klagenfurt vom Pöbel, u.a. von Kritiker Marcel Reich-Ranicki, verrissen und verletzt worden sei.
Eigentlich habe er bei dieser Gelegenheit die Richter auf der Kritikerbank anklagen wollen. Starke Worte. Gute Worte.
Aber, so Köhlmeier, Wrabetz habe ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Also leiste ich meinen Gewissensdienst und protestiere gegen die Abmurkserei.“
Die Videoporträts der eingeladenen Schriftsteller stehen im Internet (bachmannpreis.at). Ein Blick auf die beiden Österreicherinnen ...
Die zweite Teilnehmerin aus Österreich heißt Cordula Simon, eine 1986 geborene Grazerin, die seit zwei Jahren in der Ukraine, in der Hafenstadt Odessa, lebt und schreibt und russische Philologie studiert:
Hier lerne man, sich durchzuschlagen, das einzige erreichbare Europa sei für viele ein Einkaufszentrum im Herzen der Stadt. Hier zu sein, sei „eine Übung für die Apokalypse“.
Schon mit acht schrieb Cordula Simon wild entschlossen an einem Roman, erschienen ist ihr Debüt „Der potemkinsche Hund“ 2012 im Picus Verlag: In Odessa steigt ein junger Mann aus seinem Grab und läuft rastlos einem Hund hinterher.