Kultur

Autor Herbert Rosendorfer gestorben

Die Kunst, hat er gesagt, sei nie ganz auslotbar, und deshalb sollte sich ein Autor scheuen, Lehren zu verbreiten. „‚Es hat keinen Sinn." Der Südtiroler Herbert Rosendorfer – ein Jurist, der es in Deutschland zum Staatsanwalt (Bayreuth), zum Amstrichter (München) und zum Oberlandesgerichtsrat (Naumburg an der Saale) gebracht hat – ironisierte viel lieber.

Zuletzt in dem Roman „Huturm", 200 Jahre Geschichte im Zeitraffer. Rosendorfer sorgte dafür, dass es in der Literatur gerechter zugeht als vor Gericht. Die Armen werden reich, die einst reiche Familie freut sich über geschenkte 50 Schilling.
Bekannt und äußerst beliebt wurde der 1934 in Bozen geborene Sprachkünstler (und Komponist) durch sein 1983 veröffentlichtes Buch „Briefe in die chinesische Vergangenheit": Mittels Zeitreisemaschine kam der Mandarin Kao-tai 1000 Jahre in die Zukunft – nach Bayern, wo er Unfassbares erlebte. Schmutz, Lärm und Gleichberechtigung schockierten ihn sehr. Es blieb Rosendorfers erfolgreichstes Werk.

Ein zweiter Teil erschien 14 Jahre später, und bis zuletzt dachte der Schriftsteller an eine weitere Fortsetzung, die den Chinesen wohl ins Jahr 2012 gebracht hätte.
In einem Ö1-Interview Ende August hörte man von dem 78-Jährigen, sein Vertrauen in die heutigen Politiker halte sich in Grenzen. Er kritisierte die EU heftig und sprach von einer Sammelwut:
„Alle mussten dabei sein, auch die Griechen, von denen man längst wusste, dass sie nicht hätten rein dürfen."

Nach der Pensionierung war Herbert Rosendorfer nach Südtirol zurückgekehrt. Er lebte in Eppan. Im Krankenhaus von Bozen starb er am Donnerstag nach langem Leiden. Im Folio Verlag erschienen fast alle seine Werke.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund