Kultur

Aus der Zeit gefallen – und trotzdem cool

Aus Amstetten waren sie angereist, zwei bestenfalls 18-jährige Burschen mit Britpop-Frisuren. Slash ist zwar kein Kind ihrer Musikergeneration, aber eine Legende. Und so cool. Immer noch.

Mit seinem Zylinder, dem schwarzen Putzwoll-Kopf und den Tattoos ist er ja eigentlich aus der Zeit gefallen. Aber offenbar schon wieder weit genug, dass sich auch viele ganz Junge zwischen die Mittvierziger mit ihren abgeschabten Guns-N’-Roses-T-Shirts drängten, als der Gitarrist Sonntagabend im Wiener Gasometer auftrat.

Ausverkauft war der, schon seit Wochen. Schließlich sieht man einen Star wie Slash nicht oft vor nur 3300 Leuten. Sänger Axl Rose holte ihn kurz nach der Gründung von Guns N’ Roses 1985 in die Band. Die beiden wurden schnell zum Jagger/Richards-Gespann der 80er-Jahre, hatten Welthits wie „November Rain“ und „Patience“, verkauften zusammen über 70 Millionen Alben. Warum, ist im Gasometer deutlich zu hören. Denn Slash weiß genau, was Alt wie Jung von ihm hören will, streut viele Guns-Songs in das Programm ein.

Zauberkraft

Und die haben eine Zauberkraft, die den meisten Songs von Slashs Post-Guns-Karriere abgeht. Zwei, drei davon hätten vielleicht auch Hits werden können – wenn Rock in den späten 90ern im Radio noch irgendeine Chance gehabt hätte. Was das Konzert trotzdem auch bei den Slash-Nummern unterhaltsam macht, ist die Präsenz, mit der der Gitarrist und die „Conspirators“-Band ihre Instrumente röhren lassen, die Lust, mit der Sänger Myles Kennedy die fast poppigen Melodien darüberlegt.

Natürlich gibt es auch jede Menge Soli von Slash. Heute wirkt er dabei weniger konzentriert als sonst, dehnt einige zu lange aus. Zu oft lässt er den Virtuosen raushängen, der 20 Töne in eine Sekunde packt. Und zu wenig den einfühlsamen Saiten-Zauberer, der wenige Töne genau genau dorthin setzt, wo sie Gänsehaut machen. Trotzdem sind am Ende bei den „Guns N’ Roses“-Hits „Sweet Child O’ Mine“ und „Paradise City“ auch die Amstettener am Mitgrölen, missbrauchen den Brit-Pop-Schopf zum Headbangen und finden das lebensfrohe Treiben – wie alle anderen – „einfach nur geil“.

KURIER-Wertung: **** von *****

Bilder der Show