Kultur

Asterix spielt neben Julian Assange keine Rolle

Antivirus hat versagt.

Der römische Wachmann hat nicht verhindert, dass ein Text aus Cäsars Palast geschmuggelt wird, ein verbotener Text – das Kapitel 24 aus "De Bello Gallico".

Lateinschüler hatten schon sooo viel Freude damit.

Cäsar schrieb nämlich nicht nur über seine Triumphe, sondern auch über die Misserfolge mit den Unbeugsamen. Sein Spindoktor Promoplus jedoch – ein Werbeguru wie Jacques Séguéla, der Mitterand "machte" und Sarkozy mit Carla Bruni zusammenbrachte – redete ihm die Veröffentlichung aus.

Cäsar täuscht also vor, ganz Gallien unter Kontrolle zu haben, indem die Papyrusrolle über die wilden Typen und den Dicken mit den roten Zöpfen eliminiert wird.

Wikilix

Aber der afrikanische Schreiber Bigdatha, ein Idealist, spielt die Kopie einem Reporter zu, nämlich dem Rom-Korrespondenten der "Gallischen Revue".

Polemix heißt er, ursprünglich sollte er Wikilix heißen. Er sieht Julian Assange ähnlich und ist der Wahrheit verpflichtet.

Asterix: Fakten für Angeber

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Cäsar ein Lügner – mit dem Dokument kann das Römische Reich erschüttert werden. Polemix sieht schon die fette "plaga versus" – die Schlagzeile halt. Er wird deshalb gejagt.

Fulminant beginnt "Der Papyrus des Cäsar", der 36. Asterix-Band und der zweite ohne "Vater" Albert Uderzo.

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Das neue Asterix-Album (ab 22.10.) kostet 6,50 Euro

Der 88-Jährige durfte die Geschichte von Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) bloß absegnen. Donnerstag ging das Album in 20 Sprachen mit vier Millionen Exemplaren an den Start.

So fulminant wird das moderne Thema Kommunikation und Zensur angepackt, dass man lange Zeit gar nicht merkt (und es nicht merken will), wie die Geschichte zusammenfällt. Wie die Luft ausgeht und nur noch übrig bleibt:

Obelix raunzt, Asterix spielt keine Rolle, Idefix ist auf ein Eichhörnchen eifersüchtig, am interessantesten sind Gutemine und ihr Majestix. Denn die "Gallische Revue" wird vor allem wegen des Baumhoroskops gelesen, Gutemine ist eine Sauerkirsche, und da steht: Wecken Sie den Chef, der in Ihnen schlummert!

Disteln

Das wird lustig – und ist lustiger als die peinliche Szene, in der ausgeplaudert wird:

Druide Miraculix hat als junger Mann seinem Lehrer Disteln auf den Sessel gelegt. Asterix und Obelix und Idefix biegen sich vor Lachen, und das ist auch für zehnjährige Leser etwas zu billig.

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2013 bei "Asterix bei den Pikten" war die Wiedersehensfreude kindisch groß gewesen, weil die Helden endlich wieder alt aussahen. Alt wie in besten Zeiten des großen Erzählers René Goscinny (der 1977 starb).

Diesmal muss man sich – brutal zwischen Licht und Schatten gebeutelt – fragen, wie lange sich die bedingungslose Liebe zu Asterix konservieren lässt.

Ferri und Conrad wollen zumindest noch ein Abenteuer gestalten.