Kultur

Architektur: "Radikale" Bauten von querkraft

Auf seiner persönlichen Hitliste ihrer Bauwerke hat Jakob Dunkl von querkraft architekten das Museum Liaunig in Neuhaus in Kärnten sehr weit oben gereiht: "Weil bei diesem Projekt alles ganz gut aufgegangen ist: Es ist unglaublich effizient, es ist poetisch, es ist radikal."

Das Ziel war, "eine kräftige, ikonografische Architektur zu schaffen", so Dunkl, "die der Kunst den notwendigen Freiraum gibt." Das 2008 fertiggestellte und bereits im Dezember 2012 unter Denkmalschutz gestellte Privatmuseum für zeitgenössische Kunst wurde mehrfach ausgezeichnet und 2014 um rund 2500 erweitert.

Und es erregt Aufmerksamkeit weit über Österreichs Grenzen hinaus.

Eigenwillig

So ist das 1998 gegründete Wiener Büro heuer zur internationalen Architekturbiennale in Buenos Aires eingeladen (5. bis 25. 9.), wo u. a. das Museum Liaunig vorgestellt wird – interpretiert von drei österreichischen Künstlern:

Eva Schlegel mit einer abstrahierten Fotoarbeit, Lisa Rastl mit dokumentarischen Fotografien und Michael Schultes von experimonde mit einem pneumatischen Modell.

Das Hinterfragen, um einen unkonventionellen und konzeptiven Zugang zu finden, ist charakteristisch für die querkraftler: "Dabei geht es uns immer um ein Plus an Lebensqualität für die Bewohner. Schließlich ist Architektur für die Menschen da, die dort leben. Und sie sollen dort auch leben können."

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Breit ist das Spektrum ihrer Kreationen – von den beiden Wohnhochhäusern im Norden Wiens (Citygate Tower und Leopoldtower), über den Lobby-Umbau im technischen Museum in Wien bis zu den Lofts im jüngst eröffneten Holzwohnhaus in der "Seestadt Aspern", bei dem das Ziel war: kostenbewusstes und ökologisches Bauen.

Sie bauten für eine Kunstinstallation eine Drehtür aus Waschstraßenbürsten, entwickelten mit dem Konzept "Vertical-Lofts" eine neue Dimension des Wohnens, ließen sich "tanzende Balkone" einfallen und denken nach über "grünes Wohnen in Wien".

Sie sehen sich als Allrounder, für die in ihrer Anfangsphase erfrischender Humor typisch war, und die sich mittlerweile jeder Aufgabe annehmen: "Für uns ist ein wesentliches Kriterium, wie sich unsere Bauten in der Nutzung bewähren. Wir gehen vorrangig auf die Bedürfnisse des Nutzers ein und versuchen, für ihn eine optimale Plattform zu entwickeln. Die optimale Lebensqualität herauszuholen, ist unser zentrales Thema."

Aber der Spielraum für unkonventionelle Ideen ist sehr eng begrenzt durch eine Vielzahl an Vorschriften wie Wohnbauförderung, Mietgesetz, Bauordnung, ökonomische Faktoren ... Sie gehörten in ihrer Sinnhaftigkeit grundsätzlich infrage gestellt, so die Architekten: "Was bringen die immer wieder verschärften Bauordnungen? Und was geht durch sie an Qualitäten verloren?"

Dabei könnte alles so einfach sein, wäre nur ein Wille da, sagt Dunkl. "Ohne Stellplatzverpflichtung in unseren Bauordnungen, die uns dazu zwingt, teure Tiefgaragen unter unseren Wohnhäusern zu errichten, könnten neue Wohnungen leistbarer und größer sein. Denn ein Pkw-Stellplatz kostet so viel wie ein Kinderzimmer."