Kultur

Architektur-Preziosen in Mähren zu entdecken

Die tschechische Region Mähren, nur 100 Kilometer von Wien entfernt, liegt ein bisschen im Schatten der Wahrnehmung. Obwohl sie Robert Musil in "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" beschrieben hat. Obwohl u. a. Sigmund Freud, Gustav Mahler, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Josef Maria Olbrich und der Philosoph Edmund Husserl von dort herkamen. Viele von ihnen hatten später in der Hauptstadt der Habsburgermonarchie oder sogar weltweit Erfolg. Sie zählen noch heute zu wichtigen Vertretern der Wiener Kultur um 1900.

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Die Sommerausstellung "Mähren/Morava: Bauten – Menschen – Wege" (bis 5. September) der Reihe "Architektur im Ringturm" beleuchtet weniger das bauliche Einzelobjekt wie Bürgerhäuser, Klöster, Schlösser, Wehranlagen oder Friedhöfe, sondern die Besonderheiten der über Jahrhunderte gewachsenen mährischen Stadtensembles, deren Anlage zumeist aus der Renaissance oder dem Barock stammt.

Die Kuratoren Adolf Stiller und Jan Sapák bereisten das Gebiet und stellten fest: "Hier ist alles eigentlich noch eins zu eins im Original erhalten. Die mährischen Stadtensembles sind wirklich einzigartig."

Sie sammelten vielschichtiges Material zu acht für Mähren charakteristischen Städten: Bad Luhatschowitz/Luhačovice, Zlabings/Slavonice, Teltsch/ Telc, Trebitsch/Třebíč, Iglau/ Jihlava, Kremsier/Kromĕříč, Nikolsburg/Mikulov und Znaim/Znojmo.

Die zum Teil als UNESCO-Weltkulturerbe gelisteten steinernen Zeugen einer vergangenen Kultur spannen einen Bogen von der über Jahrhunderte der Prosperität gewachsenen, historischen Bausubstanz zu den auf hohem architektonischem Niveau stehenden Bauten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind Fotos und Pläne u. a. vom Marktplatz in Teltsch, der schon Kulisse für Filmaufnahmen war, vom Stadtplatz in Nikolsburg oder dem jüdischen Friedhof in Trebitsch aus dem 17. Jahrhundert.

Eine Entdeckung ist die Heilanstalt für Nervenkranke in Kremsier, 1905–1908 im Sezessionsstil nach Plänen des Wagner-Schülers Hubert Gessner erbaut. Deren Pavillons sind mit "Unruhige", "Wohnhaus für Ärzte" und "Bessere Stände" bezeichnet.

INFO: Bis 5. 9. Ringturm, 1., Schottenring 30; Mo. bis Fr. 9 bis 18 Uhr; Eintritt frei, Katalog: 26 € www.wst-versicherungsverein.at