Kultur

Ein Minimundus von Parlamentsbauten

Das österreichische Parlamentsgebäude muss bekanntlich dringend saniert werden. Aber der Theophil- Hansen-Bau ist – neben zwei Projekten von Coop Himmelb(l)au in Tirana (Albanien) und Dalian (China) – auch ein Protagonist beim österreichischen Beitrag zur 14. Architekturbiennale in Venedig (7. 6. bis 23. 11.).

Dort steht mit der Typologie von Parlamentsbauten aus aller Welt ein "hochpolitisches und sehr spannendes Thema" im Mittelpunkt, sagt Parlamentspräsidentin Barbara Prammer. Ein "Minimundus von Architekturmodellen" nannte Kommissär Christian Kühn seine mit Harald Trapp gestaltete Ausstellung "Plenum. Places of Power", für die es ein Budget von 400.000 Euro gibt.

Der von Biennale-Direktor Rem Koolhaas vorgegebene Übertitel für die Weltschau ist "Fundamentals". Sein Ziel: "eine Biennale über die Architektur, nicht über die Architekten". Die Schau werde sich auf die Geschichte und die Entwicklung der nationalen Architekturen in den letzten 100 Jahren konzentrieren. Koolhaas: "Wir wollen so versuchen, den aktuellen Stand der Architektur zu ermitteln und uns ihre Zukunft vorzustellen."

Für den Österreich-Beitrag werden im Maßstab 1:500 knapp 200 Modelle nationaler Parlamentsgebäude angefertigt – und in vier Lagen übereinander an die Wand gehängt. "Wie bei einer riesigen Schmetterlingsausstellung", so Kühn.

Paradox: Das größte Parlament steht im bisher wenig demokratischen Myanmar, das zweitgrößte ließ Nicolae Ceaușescu in Bukarest errichten. Und skurril: Kleinstaaten ließen Capitole in der Dimension des Washingtoner Vorbildes bauen.

Der Hof des von Josef Hoffmann 1934 geplanten Österreich-Pavillons in den Giardini von Venedig wird diesmal in die Ausstellung einbezogen und zur begrünten Flanierzone, gestaltet "als Gegenwelt zu den formal geprägten Parlamentsbauten" von den Landschaftsarchitekten Maria Auböck und Janos Karasz. Den Garten beschallt eine Sound-Installation von Kollektiv/ Rauschen mit vertonten Twitter-Meldungen.

www.labiennale.at