Kultur

"Apfelbaum II": Anwalt Alfred Noll bleibt gelassen

Gustav Klimts Gemälde "Apfelbaum II" wurde, wie der KURIER berichtete, 2001 fälschlicherweise restituiert. Zu diesem Schluss kam der Kunstrückgabebeirat in seiner jüngsten Sitzung. Der Bericht des Beirats wurde vom Kulturministerium am Freitag auf der Website des Kanzleramts veröffentlicht.

Eifrig diskutiert wird nun die Frage, ob es Möglichkeiten gibt, die Schenkung der Republik an die Erben nach Nora Stiasny rückgängig zu machen. Für den Klimt-Experten Tobias Natter ist es laut APA nur konsequent, dass die Finanzprokuratur den Sachverhalt noch einmal prüft. Die entscheidende Frage dabei sei: "Gibt es die Möglichkeit einer Rückgabe, die eigentlich bestehen sollte?"

Alfred Noll, der Anwalt der Erben, hingegen widerspricht: "Ich sehe", sagte er, "keine Rechtsgrundlage für irgendetwas." Eben weil es sich um eine Schenkung handelte: "Die Republik Österreich hat geforscht, entschieden und ausgefolgt." Er habe, so Noll zur APA, mit den Erben keinen Kontakt mehr: "Es ist lange her, gute 16 Jahre. Was man schon sagen kann: Es war eine Mehrzahl von Erben, die das Bild damals veräußert und den Verkaufserlös aufgeteilt haben."

Der Bitte des KURIER, einen Kontakt herzustellen, will Noll nachkommen: "Ich frage die Stiasny-Erben gerne." Es wäre interessant zu erfahren, was mit dem Bild nach der Schenkung passierte. Gerüchteweise soll Ronald Lauder den "Apfelbaum II" gekauft – und später wieder verkauft haben.

Es könnte zudem interessant sein, sich mit der Vorgeschichte der Schenkung auseinanderzusetzen. Wie bereits berichtet, war es der Publizist Hubertus Czernin, der 1999 im Standard die falsche Spur legte: Die Provenienzangabe zu "Apfelbaum II" im Klimt-Werkkatalog von Fritz Novotny und Johannes Dobai sei falsch, denn das Gemälde habe "nicht zur Sammlung der Mäzene August und Serena Lederer gehört" – sondern eben Nora Stiasny.

"Sensationspreise"

Barbara Tóth analysiert im Falter die Freundschaft zwischen Czernin, der das Thema Kunstrestitution aufarbeitete, und Noll, der es zu einem Vermögen gebracht habe: "Die um ihr Erbe betrogenen Nachfahren ermordeter oder vertriebener Juden verwies Czernin an Noll, der für sie vor Gericht ihre Kunstschätze zurückerkämpfte, die dann später zu Sensationspreisen versteigert wurden." So war es auch in der Causa "Apfelbaum II".

Der Kunstrückgabebeirat schloss sich damals der Ansicht von Czernin an, er negierte die Zweifel der Provenienzforscherin Monika Mayer – und sprach sich für eine "Rückgabe" aus. Alfred Weidinger übernahm 2007 in seinem Klimt-Werkverzeichnis die neue Provenienzkette – ohne gegenzuchecken, wie er eingesteht. Erst 2015, als er alle Angaben konsequent überprüfte, fiel ihm der folgenschwere Fehler auf.

Nicht ganz einverstanden ist er mit der Conclusio, dass die Erben nach Lederer keinen Anspruch auf "Apfelbaum II" hätten: "Nur weil es bisher keinen Beweis für eine Entziehung in der NS-Zeit gibt, bedeutet das nicht, dass das Bild nicht entzogen wurde. Wir sind in der Forschung noch am Anfang!"