"American Sniper" hat mit Querschüssen zu kämpfen
Von Karl Oberascher
Chris Kyle ist der erfolgreichste Scharfschütze, der jemals in den US-Streitkräften gedient hat. Mehr als 160 verbriefte "Kills" gehen auf das Konto des "Snipers" - und machten ihn zum amerikanischen Helden: Kyle trat in zahlreichen Talkshows auf, seine 2012 erschienene Autobiografie "American Sniper" verkaufte sich 1,6 Millionen Mal. Anfang 2013 wurde Kyle nach seiner Rückkehr aus dem Irak von einem psychisch kranken Veteranen erschossen.
Scharfe Kritik
"Scharfschützen sind keine Helden", kritisierte der Filmemacher Michael Moore auf Twitter. Sein Onkel sei im Zweiten Weltkrieg selbst von Scharfschützen getötet worden. "Wir dachten, Scharfschützen sind Feiglinge." Dass die Kritik von dieser Seite kommt, überrascht wenig. Moore ist seit Jahren dezidierter Kriegsgegner und als Linker generell nicht gut auf die republikanische Reichshälfte, zu der auch Clint Eastwood zählt, zu sprechen.
Verteidigt wird "American Sniper" ebenfalls von den üblichen Verdächtigen. Sarah Palin, die mit Kyle befreundet war, wandte sich in einem wütenden Facebook-Posting an die "Hollywood Leftists": "Ihr spuckt auf die Gräber der Freiheitskämpfer".
Heldenepos oder Antikriegsfilm? "American Sniper" lässt laut Spiegel.de letztlich beide Deutungen zu. "Er erzählt eine 'wahre Geschichte', aber nur so wahr, wie sie ins patriotische Drehbuch passt."
Unabhängig von der Kontroverse: Im gespaltenen Amerika des Barack Obama lief der Film vergangenes Wochenende so gut wie noch kein Film zuvor um diese Zeit in den amerikanischen Kinos an. Dazu kamen zuletzt sechs Oscarnominierungen, unter anderem für Hauptdarsteller Bradley Cooper.