Kultur

Alt-J: Perfekt in Bild und Ton

Das ist unser erstes Wien-Konzert. Wir haben das viel zu lange aufgeschoben." Angesichts des Jubels, mit dem 3200 Fans im ausverkauften Gasometer die britische Indie-Sensation Alt-J (Tasten-Kombination, die das Delta ergibt) begrüßten, genierte sich Keyboarder Gus Unger-Hamilton, dass seine Band erst mit dem zweiten Album nach Wien gekommen war.

Das liegt an dem rasanten Aufstieg, den das britische Trio 2012 mit dem Debütalbum "An Awesome Wave" in der britischen Heimat hinlegte. 2014 ist "This Is All Yours" erschienen, und natürlich starten Alt-J die Show mit einem dieser neuen Songs.

"Hunger Of The Pine" zeigte sofort alles, was diese Band auszeichnet: Ein Sound, der sich gern langsam aufbaut, von ein paar Keyboard- oder Gitarrenriffs ausgeht, immer komplexer wird und sich zu dramatischen Finali steigert. Dazu viele Tempo-Wechsel und Brüche in den Melodien.

Gänsehaut

Man hört Versatzstücke von den Beatles, The Who, von Sigur Rós, von rohem Blues und sogar aus dem Jazz. Und über allem liegt die hohe, eindringliche Stimme von Sänger Joe Newman, die auch a capella schon Gänsehaut erzeugen kann.

All das wird live erstklassig umgesetzt. Der hervorragende Drummer Thom Green schafft trotz der Vielschichtigkeit und des Variantenreichtums der Rhythmen eine meisterhafte Basis, über der in makellosem Zusammenspiel Keyboards und Gitarren verschmelzen.

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Genauso ausgereift ist die Show: Rotes, blaues und grünes Licht fließt und flirrt durch Licht-Leisten zwischen vor und hinter den Musiken. Lange LED-Schirme, die wie Holzpaneele am Bühnenhintergrund hängen, zeigen abstrakte Muster – ideal abgestimmt, um die Atmosphäre des jeweiligen Songs zu intensivieren.

Es wirkt. "Matilda" und "Taro" singen die Wiener lauthals mit. Allerdings sind es mehr die Songs vom Debüt, die mit ihrem Pop-Appeal zu Höhepunkten werden. Denn manche der neuen Songs wirken, als hätten Alt-J sie zu krampfhaft auf eckig getrimmt, dabei mehr auf ihr Können, als auf den Song geachtet. Trotzdem zeigte der Abend, dass der Hype um diese Band durchaus berechtigt ist.

KURIER-Wertung: