Kultur

Alles Alien

Alle Inhalte anzeigen
Es hätte auch alles ganz anders kommen können. Eine engelhafte Meryl Streep statt der burschikosen Sigourney Weaver, ein jugendlicher Harrison Ford statt des knorrigen Tom Skerritt. Selbst das „ Alien“ hätte ursprünglich auf einen anderen Namen gehört, nämlich „Star Beast“.

Soldatensohn Scott
Da sind wir aber froh, dass sich der damals knapp 40-jährige britische Grafikdesigner und Werbefilmer Ridley Scott durchgesetzt hat. Und das, obwohl der mit dem napoleonischen Historiendrama „Die Duellisten“ (mit Keith Carradine und Harvey Keitel) erst einen Spielfilm auf dem Konto hatte. Scott, der Sohn eines Berufssoldaten, war es auch, der gegen den Widerstand der Produzenten darauf pochte, dass die ursprünglich männliche Figur des Schiffsoffiziers in eine Frau umgeschrieben wurde. Was heißt Frau, Sigourney Weaver als dritter Offizier Ellen Louise Ripley ist die allererste Actionheldin der Kinogeschichte.

Die Alien-Saga
Falls man Raucher ist, hätte man einen weiteren Grund, warum man sich gerade jetzt wieder alle fünf bisherigen „Alien“-Filme auf DVD oder Blu-ray reinzieht: Zumindest bei der ersten Mission – „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ – wird geraucht, was die Trafik hergibt.

Alle Inhalte anzeigen

In the year 2122
Und: Anderen Filmen mag man irgendwann ansehen, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Faszination verblassen. Bei der „Alien“-Saga hingegen merkt man, wie genial das Gesamtkonzept angelegt ist. Die Handlung ist mit der Mission des Erzfrachters Nostromo der Firma Weyland auf den Heimweg zur Erde im Jahr 2122 so weit in die Zukunft verlegt, dass hier noch vieles – etwa neue Formen von Bedrohungen – vorstellbar scheint. Andererseits wird mit Hierarchien, Prämien und betrieblichen Reibereien eine Arbeitswelt thematisiert, die von unserer nicht weit entfernt ist.

Der ungemeine Erfolg des „Alien“-Auftakts beruht nicht zuletzt auf der geschickten Verknüpfung einer „And-Than-There-Were-None“-Dramaturgie mit einem düster-surrealen Blick in eine Zukunft mit gigantischen interplanetaren Raumschiffen, unwirtlichen Planeten und einer nicht dingfest zu machenden Bestie.

Alien-Schöpfer HR Giger

Alle Inhalte anzeigen
Nie zuvor und nie danach waren sich Kunst, Kino und das Grauen so nahe. Als Ridley Scott bei der Vorbereitung für „Alien“ auf die Zeichnungen von Hansruedi Giger (1940-2014) aus der Schweiz stieß, wusste er, dass dieser seine Vision umsetzen könnte. Inspiriert von Ernst Fuchs und der Wiener Schule des Phantastischen Realismus sowie dem Design eines Eierkartons, schuf Giger das schön-schaurige „Alien“ ebenso wie aufsehenerregende Details, etwa eine monströse Brutstätte und den fossilen „Space Jockey“. Der Lohn: 1980 wurde Giger mit einem Oscar ausgezeichnet.

Einzigartiges Franchise
Einzigartig in der Filmgeschichte: Während etwa beim „ Star Wars“-Franchise George Lucas als Mastermind stets darauf schaute, welcher Jungregisseur das Zeug zum kommenden Starregisseur hat, gab sich die „Alien“-Saga emanzipierter. Neben Ridley Scott steuerten auch die Regiegrößen James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet ihren Teil bei.

1,7 Mrd. Dollar
Das Box-Office dankt: Zusammengenommen erzielten die „Alien“-Filmreihe und die gesamte Prequel-Filmreihe bis dato ein Einspielergebnis von fast 1,7 Milliarden Dollar. Und es soll noch weitergehen. Bis der „Prometheus“-Handlungsverlauf an das „Mutterschiff“ andockt, werden nach „Alien: Covenant“ noch zwei weitere Prequels folgen, bestätigte Ridley Scott bereits vor einiger Zeit.

Alle Inhalte anzeigen

Wenn sich der gute Mann da nur nicht übernimmt. Am 30. November wird der 2003 von der Queen aufgrund seiner Verdienste um die Kunst zum Ritter Geschlagene beachtliche 80 Jahre alt. Und auf der Internationalen Filmdatenbank „IMDb“ finden sich unter „Ridley Scott“ allein für heuer inklusive Produktion und Post-Produktion mehr als ein Dutzend Projekte, unter anderem „ Blade Runner 2049“ und „Mord im Orientexpress“.

Gutes Casting = die halbe Miete
Viel Arbeit also. Aber die große Kunst dabei ist ja, wie man sie aufteilt. Als Scott etwa den Directors Cut von „Alien“ präsentierte, betonte er, das Erfolgsgeheimnis bei einem Film sei die Auswahl der Schauspieler. „Ein gutes Casting ist die halbe Miete“, so Scott, „denn wenn dies nicht passt, kannst du das als Regisseur nicht mehr wettmachen.“

Auftritt Androide Walter
So gesehen, kann man darüber spekulieren, warum die Schwedin Noomi Rapace („Millennium-Trilogie“, „Prometheus“) im sechsten „Alien“-Film als Archäologin Elisabeth Shaw nur mehr eine kleine Rolle spielt. Aber immerhin erhält so jetzt Katherine Waterston, die Tochter des Oscar-nominierten Sam Waterston („Der große Gatsby“, „The Killing Fields“) eine wirklich große Chance.

Alle Inhalte anzeigen
Alle Inhalte anzeigen
Bei „Alien: Covenant“, das vor den Ereignissen der vier „Alien“-Klassiker aus den Jahren 1979 bis 1997 spielt, auch wieder mit dabei: Michael Fassbender als kühler Androide David und Überlebender der gescheiterten „Prometheus“-Expedition. Die Hauptrolle aber, eine lange Tradition bei der „Alien“-Saga, hat wieder eine Frau über, eben Katherine Waterston. Als Terraforming-Expertin Daniels leitet sie eine Forschungsgruppe, die Ende des 21. Jahrhunderts mit dem Raumschiff Covenant Hinweisen auf außerirdische Ursprünge des menschlichen Lebens nachgeht.

Androide am Steinway

Alle Inhalte anzeigen
Der Androide Walter (Michael Fassbender) hat Stil: Wagner spielt er am Steinway Konzertflügel.

Woher kommen wir?
Der Vorgänger „Prometheus“ ließ ja einige Fragen offen. Etwa jenes große Rätsel, ob die Menschheit tatsächlich von Aliens abstammt. Apropos: Das gefährliche außerirdische Geschöpf hat sich mittlerweile längst multipliziert. Für reichlich Horror und aufwendige Special Effects – die Konstanten in der Karriere des Ridley Scott – ist also vorgesorgt.

Alle Inhalte anzeigen


Bleibt die Frage nach dem idealen „Alien“-Fan. Der ist fast ein Oldie, da er ja schon 1979 bei der Premiere des Monsters mit Gänsehaut im Kino saß. Die Verjüngungskur hat jedenfalls begonnen. Originell, wie 20th Century Fox das Internet und die sozialen Medien dazu nutzt, um das Interesse auf die neue Mission zu wecken: Das Filmstudio veröffentlichte fünf neue Clips, in denen sich die einzelnen Crew-Mitglieder des Raumschiffs Covenant von ihren Familien verabschieden, bevor sie sich zum weit entfernten Planeten aufmachen.

Alle Inhalte anzeigen

„Ich bin schon ganz aufgeregt“, spricht da etwa die junge Forschungsleiterin Daniels alias Katherine Waterston in die wackelige Videokamera. Und setzt optimistisch nach: „Für zweitausend Familien wollen wir ein neues Leben aufbauen.“ Schöne neue Welt? So viel kann schon einmal verraten werden: Das scheinbar unbewohnte Paradies der neuen Welt zeigt bald sein wahres Gesicht .