Kultur

Spät kam das Feuer

In Österreich war „Girl On Fire“ der größte Hit von Alicia Keys. Drei Wochen hielt sich der Song über die Stärke, die die R&B-Diva in der Mutterschaft gefunden hat, 2012 an der Spitze der Austria Top 40. Es ist eine simple Melodie, aber eingängig. Und noch viel wichtiger: Mit Überzeugung dargebracht.

Leider hat die Amerikanerin nicht allzu viele derartig markante Songs. Das zeigte sich bei ihrem Konzert Donnerstagabend in der Wiener Stadthalle deutlich. Klar, da ist noch „Fallin‘“, der Erstlingshit aus dem Jahr 2001, „No One“ und die New-York-Hymne „Empire State Of Mind“. Mit der beginnt sie ihre „Set The World On Fire“-Show.

Oder besser mit einem Schnipsel daraus. Schnell ist sie bei „Karma“, einem Song mit pumpendem Beat und Hip-Hop-Flair, aber wenig Melodie.

In Amerika war der ein Hit, in Österreich nahm keiner Notiz davon. Alicia Keys hat viele derartige R&B-Songs, die nur jenseits des Atlantiks super ankommen. Und sie spielt sie alle, hat eine Setlist nach Wien mitgebracht, die gar nicht vorrangig das jüngste Album „Girl On Fire“ forciert, sondern sich auf die Singles konzentriert. Das ist toll – für USA-Auftritte. Hier in Wien aber bekommt die Show dadurch doch immer wieder Spannungseinbrüche.

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Dezent

Doch vieles macht die 32-Jährige mit Bühnenpräsenz wett. Da ist ihre Stimme, die längst nicht so perfekt ist, wie einst jene von Whitney Houston war, auch mal raspelt und kratzt, aber gerade dadurch unter die Haut geht. Da ist eine perfekte Band und eine Show, die fernab der Zirkus-Attitüde von Beyoncé oder Rihanna nur drei Videoschirme und gelegentlich vier Tänzer einsetzt. Und wenn Keys abgeht und kurz die Backgroundsänger machen lässt, dann nicht um sich umzuziehen, sondern um backstage kurz Söhnchen Egypt zu beschmusen.

So dauert es bis zum letzten Drittel der Show, bis Keys die 6500 Stadthallen-Besucher zum Aufstehen und Mittanzen animieren kann. Aber da ist sie dann auch genau dort, wo sie hingehört: Am Piano. Wenn sie die Band nur dezente Akzente setzen lässt, ihr Klavierspiel und den Gesang bei Songs wie „Does Not Mean Anything“ und „Brand New Me“ in den Vordergrund stellt, bekommt das Konzert auf einmal Zauber. So wird die stolze New Yorkerin zum Finale, wenn sie zu „Girl On Fire“ Drums spielt und die Lang-Version von „Empire State Of Mind“ anstimmt, doch noch gehörig umjubelt.

Fazit: Zu sehr auf den US-Markt abgestimmt

Die Show: Höchst elegant. Das dezente Bühnendesign mit wenigen Videoschirmen und ein paar Stufen und Rampen lenkte die Aufmerksamkeit allzeit auf die Musik. Vier Tänzer unterstützten Keys gelegentlich bei schnelleren Songs.

Die Setlist: Der Fokus lag auf den als Singles ausgekoppelten Songs. Damit war das Programm mit vielen beatlastigen Nummern zu sehr auf den amerikanischen R&B-Markt zugeschnitten und ließ markante Melodien vermissen.

KURIER-Wertung: **** von *****