Kultur

Ai Weiweis Westen in Berlin

Die Schwimmwesten und das Schlauchboot stammen von der griechischen Insel Lesbos - wer dort landet, hat zumindest die Überfahrt überlebt. Vielen gelingt das nicht. Mit einer Installation aus gebrauchten Schwimmwesten erinnert nun der Künstler Ai Weiwei (58) an das Schicksal der Flüchtlinge, die auf ihrem Weg nach Europa ertrunken sind. Das Kunstwerk, das Ai am Konzerthaus Gendarmenmarkt in Berlin über das Wochenende anbringen ließ, ist eine Aktion für die Filmgala Cinema for Peace, die am Montag, den 15. 2. stattfindet. Dank der Berlinale ist derzeit besonders viel Prominenz und Medien-Öffentlichkeit in der Stadt konzentriert, und Ai, der zurzeit eine Gastprofessur in Berlin innehat, weiß dies zu nutzen.

Diese Woche war der Künstler bereits für Dreharbeiten in Berlin unterwegs. Er arbeitet an einem Film über Flüchtlinge und hatte auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof Neuankömmlinge befragt. Nach Angaben seiner Galerie ist die Aktion am Gendarmenmarkt allerdings nicht jenes Denkmal für Flüchtlinge, das Ai früheren Pressemeldungen zufolge in Berlin errichten möchte.

Die aktuelle Installation folgt Ais Strategie, durch die massenhafte Wiederholung eines Gegenstands - gewissermaßen "pars pro toto" - Abwesende zu vergegenwärtigen. Bereits 2009/'10 hatte er mit der Installation "Remembering" die Straßenfront des Hauses der Kunst in München mit unzähligen Schulrucksäcken verhängt - Anlass dafür war das Erdbeben in Sichuan, bei dem tausende Kinder umkamen, was von offizieller chinesischer Seite verschwiegen wurde.

Ai, der selbst lange den Repressalien der chinesischen Regierung ausgesetzt war und lange das Land nicht verlassen durfte, hat nun in der Flüchtlingsthematik seinen Flüchtlingsbuben Aylan nachstellte.