Kultur

Aber das Dorf in der Toskana überzeugt völlig

Gewiss kann man sagen, „Mortimer & Miss Molly“ sei ein Sommerroman bzw. luftig-leicht.

Damit hat man Peter Henisch, dessen neuer Roman zum 70. Geburtstag erschienen ist, nicht verärgert.

Seltsam wird es, wenn etwa zeitgleich Thomas Glavnic’ „Das größere Wunder“ mitunter zum Kitsch und Daniel Kehlmanns „F“ zum Nichts erklärt werden – während im romantischen Henisch sogar politische Botschaften entdeckt werden.

„Mortimer & Miss Molly“ ist eine doppelte Liebesgeschichte mit einem Bonus, und der Bonus ist schön: Er zieht sich durchs Buch und erzählt von der Liebe zu einem Ort. In diesem Fall zum fiktiven toskanischen Dorf San Vito – hinter dem sich San Quirico verbirgt, wo Peter Henisch oft lebt und schreibt.

Hier beginnt es, hier endet es – nein, hier bleiben wir.

Dominierend sind die beiden anderen Lovestorys, die von der einfachen, musikalischen Sprache des Wieners nicht zu retten sind. Im Gegenteil, die Harmlosigkeit wird unterstrichen: „Die Geschichte könnte damit beginnen, dass Mortimer vom Himmel fällt ...“

(Peter Henisch tut’s aber nicht, sondern beginnt mit dem Zersplittern .)

In der Albergo Fantini haben sich Julia – aus Wien – und Marco – aus Turin – einquartiert. Zwei Studenten, sehr lieb, sehr verliebt.

Abgeschossen

Aus dem benachbarten Zimmer Nr. 9 schaut ein alter Amerikaner auf den Renaissancegarten gegenüber. Einmal erzählt er:

1944 sei von den Deutschen sein Flugzeug abgeschossen worden, er sei mit dem Fallschirm abgesprungen, in den Garten, und die englische Gouvernante einer reichen italienischen Familie, Miss Molly eben, habe ihn versteckt, gerettet.

Mehr verrät er nicht, denn er muss in die USA zurück. Aber Julia und Marco spinnen die Geschichte weiter, spielen sie nach ... machen aus Molly und Mortimer ein Liebespaar.

... und dann müssen die Jungen auseinandergehen. Marcos Mama fühlt sich einsam. Mehrmals noch treffen sich die beiden.

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Zitat (kommentarlos): „Ein Paarungslauf ist ein Lauf, bei dem die beiden, die gewinnen, gleich anschließend miteinander ins Bett hüpfen. Und genau das wollten sie tun. Aber sie hüpften nicht, sondern ließen sich fallen. Und dann spürten sie die Gravitation nur mehr als Schwerkraft.“

Danach muss geschieden sein. Andere Partner kommen; und verschwinden wieder. Das Dorf wartet geduldig. 13 Jahre später werden Julia und Marco zurückkehren. Marco ist dicker geworden. Macht aber nichts.

Wer dabei glücklich seufzen kann, der hat’s gut.

INFO: Peter Henisch: „Mortimer & Miss Molly“ Deuticke Verlag. 320 Seiten. 20,50 Euro.