Kultur

1200 unruhige Seiten zum Erobern

Der Amerikaner Thomas Wolfe (1900–1938), bewundert von Sinclair Lewis und Faulkner, hatte seine Geschichte – es ist nämlich immer auch seine eigene Geschichte – aus dem "Lehm des Lebens" geformt.

Wolfe hat das anfangs wirklich so gemacht, und alles wurde grob, wurde wild, es entstanden keine gefälligen Nippes.

Zuerst lebte und staunte er in "Schau heimwärts, Engel" (1929), dann in der Fortsetzung "Von Zeit und Fluss" (1935): den jungen Jahren, in denen ein Mann sich sucht, sich findet – in denen er wird, und zwar auf Reisen durch die USA der 1920er, aber auch nach London, nach Paris ... wo damals alle Mistinguetts "Ça, c’est Paris" gepfiffen haben – ein Lied, das den 24-Jährigen zum ersten Mal an seine Vergänglichkeit erinnerte.

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Man merkt die Einzigartigkeit des Romans an jeder Stelle. Aber es ist schwierig, die 1200 Seiten zu erobern bzw. sich zu eigen zu machen. Thomas Wolfe fand nichts dabei, fast 200 Seiten in der Eisenbahn zu sitzen (sozusagen). Andererseits ist er dann wieder unruhig, ungestüm, kindlich fast und baut "WUMM!" und "Klackediklack" in den Text ein. Jedenfalls wird nach 80 Jahren eine deutsche Übersetzung seinem schriftstellerischen Temperament gerecht.

KURIER-Wertung: