Kultur

100 Buchhändler haben heuer ihr Geschäft zugesperrt

Mittwoch Abend wurde am Messegelände die Buch Wien eröffnet (zum sechsten Mal schon), und die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff hielt ein Plädoyer fürs Buch.

Nicht fürs E-Book!

„An diese Art des Lesens werde ich mich nicht gewöhnen. Sie ist mir zu flüchtig, zu verschwindibushaft.“ Ein elektronisch aufgerufener Text rausche rasch durchs Gedächtnis und verschwinde auf Nimmeriedersehen. Die 59-jähiger Stuttgarterin will „richtig“ umblättern, zuschlagen, aufschlagen und mit ihrem ganzen Körper lesen.

Ihre Festrede kam im richtigen Moment: Der österreichische Buchhandel hat soeben die Zahlen fürs Jahr 2013 veröffentlicht (Jänner bis Oktober). Das Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr: zwei Prozent. Belletristik: minus 5,5 %; Kinder- und Jugendbücher: minus 2,4 Prozent; Sachbuch: minus 1,3 Prozent. Bei Taschenbüchern, die heutzutage angeblich im Durchschnitt 9,95 Euro kosten, ist die Zahl am alarmierendsten: minus 7,8 %.

Dazu kommt, dass heuer laut Wirtschaftskammer rund 100 Buchhandlungen zugesperrt haben. Damit sind nicht unbedingt „große“ gemeint: Unter den aktuell 1.796 Buchhandlungen mit Gewerbeberechtigung sind auch Kaffeehäuser, Zeitungskioske, Schreibwarengeschäfte, bei denen man auch Bücher bestellen bzw. kaufen kann.

Der Trend zum Aufhören hat sich verstärkt. Im Vorjahr hatten „nur“ 20 Buchhändler das Handtuch geworfen.

Internet

Logisch, dass – auch – der Internet-Handel dafür verantworlich ist. Geschätzt wird derzeit ein Anteil am Gesamtumsatz von etwas über 20 Prozent.

Sibylle Lewitscharoff ging in ihrer Eröffnungsrede mit Feuer darauf ein. Der KURIER zitiert diese Passage: „Wenn ich eine Firma hasse, dann Amazon! Amazon bezahlt keine Steuern in den Ländern, in denen dieser widerliche Club eine Menge Geld verdient, er bezahlt seine Angestellten empörend schlecht, ruiniert die Buchhändler und zunehmend auh die Verlage.

Das ist eine scheußliche neue Welt. Sollte es mir vergönnt sein, den Tod dieser Firma noch zu erleben, werde ich mit einem Jubelruf auf den Lippen ins Grab sinken.

Nichts lieber, als eine ordentliche Summe in eine Buchhandlung zu tragen. Dort soll Ihr Geld hin, meine Damen und Herren!° Es soll nicht im Rachen einer Firma landen, die Tausende von Arbeitsplätzen vernichten.“