Zu
Von Andreas Schwarz
In einer sich selbst beklagenden Welt, in der gefühlt nichts mehr normal ist, ist alles „zu“. Es ist zu heiß oder zu kalt für die Jahreszeit, zu nass oder zu trocken, zu teuer ist alles sowieso, zu viel Work und zu wenig Life gibt’s (und zu wenige Handwerker und Kassenärzte auch). Im Moment ist alles zu früh: Die Marille blüht
zu früh, der Kuckuck ist zu früh da, die Polle fliegt zu früh. Das ist dem Klimawandel geschuldet, der eh zu alles ist.
Selbst die Eröffnung der Eis(salon)saison bleibt vom Zu nicht verschont: Schoko, Erdbeer, Haselnuss ist vielen zu langweilig, also werden laufend neue Kreationen erfunden, von Orange-Kurkuma über Kürbiskern bis Ziegenkäse. Bald gibt’s Bärlauch und Käsekrainer, wetten?
Einzig konstant: Der Frühlingsbeginn am 20. März, also heute. Wem das zu fad ist: Vor zwölf Jahren fiel er erstmals in diesem Jahrhundert auf einen 21., im Jahr 2048 fällt er auf einen 19. Aber das ist zu unbedeutend,
um es zu beklagen.