Warum der Pfarrer heuer so modisch war
Von Simone Hoepke
Früher war die Welt schwarz-weiß. Im Jahr 1134 befand ein Zisterzienser, dass alle anderen Farben nur von der Suche nach Gott ablenken und deshalb besser aus seinem Orden verschwinden sollen. Fortan also alles in Schwarz/Weiß/Grau-Schattierungen, nicht mal bunte Kirchenfenster und goldene Bilder wollte er haben.
Hat sich in der katholischen Kirche nicht so durchgesetzt.
Nur in der Fastenzeit wird der Prunk, das Purpur und Gold unter Fastentüchern versteckt. Damit kommt die Zeit im Jahr, in der die Kirche in meinem Heimatort besonders viele Besucher hat. Weil unsere Kirche ein prunkvolles Fastentuch von einem Künstler hat, das nur einmal im Jahr aus der Mottenkiste geholt und bestaunt werden darf.
Heuer war der Pfarrer in der Fastenzeit modisch ganz vorn dabei. Mit seinem violetten Gewand. Das ist die Trend-Farbe 2018. Sehr cool, steht nur leider nicht jedem.
Hillary Clinton hat Violett am Tag nach ihrer Wahlniederlage getragen, Ton in Ton mit der Krawatte von Bill, der einen halben Meter hinter ihr stand. War sicher kein Zufall, die Farbe.
Violett hat ja was Kämpferisches, ist die Farbe der Frauenbewegung, der Schwulenbewegung, des innersten Bogens des Regenbogens. Und der Bußzeit, also auch der Fastenzeit.
Die ist ja morgen vorbei. Endlich. Bin ich froh! Nicht dass ich gefastet hätte. Ich musste nur die Launen einer Schokolade-Fastenden ertragen, die sich zudem damit kasteite, dass sie drei Mal wöchentlich joggen geht, obwohl sie sonst ein sportlicher Totalausfall ist. Das alles hat sie mit der naiven Hoffnung im Hinterkopf angetan, dass sich der Schoko-Entzug und der Lauf-Zwang bis Ostern wie durch ein Wunder zur Gewohnheit wandeln würde.
Für alle, die das Gute mit dem Nützlichen verbinden wollen, gibt’s jetzt was Neues: Plogging, heißt so viel wie Joggen und nebenbei Müll sammeln. Die neue Trendsportart aus Schweden. Gut für Figur und Natur.
Vielleicht bringt man damit den Partner auch dazu, den Müll runter zu bringen. Als Aufwärmrunde. simone.hoepke