Kolumnen

Warum das Hendl im Silicon Valley Pampers trägt

Es gibt Hühner, die ausschauen wie ich, wenn ich am Vorabend mit nassen Haaren schlafen gegangen bin. Frisurtechnisch wie ein explodierter Krautkopf. Als hätte ich mich mit einem Schweizer Kracher frisiert.

Paduaner. So heißt das Rasse-Huhn, das daher kommt wie ein echter Punk-Rocker, die Vivian Westwood unter den Hennen. Sehr cool. Genau solche Hennen will ich in meinem (noch zu kaufenden) Garten haben.

Für alle, die in Sachen Statussymbole Nachhilfe brauchen: Hühner sind der letzte Schrei bei den Luxusvillen-Besitzern im kalifornischen Silicon Valley. Dass die Neureichen dort ausgerechnet aufs Hendl kommen, ist nachvollziehbar. Die Gegend ist staubtrocken, der dauerbewässerte englische Rasen aus Öko-Sicht nichts als vulgär. Da könnte man gleich Zigarre rauchen oder sich den 50-Meter-Pool mit Wasser volllaufen lassen.

Cool ist neuerdings der naturverbundene Typ. Der, der zur Party Eier aus dem eigenen Garten mitbringt.

Mein Nachbar spielt schon in dieser Liga mit. Er hat jetzt ein Brahma-Huhn. Das Vieh schaut aus, als würde es die weißen Moonboots von Hansi Hinterseer auftragen. Reinrassig – mit befiederter Mittelfußzehe.

Natürlich hat Henne Agathe einen High-Tech-Stall, dessen Tür sich öffnet, wenn die Sonne aufgeht. Leider denkt der Sensor bei jedem Auto-Aufblendlicht, dass die Sonne aufgeht. Was suboptimal ist, weil Autofahrer dann das Licht einschalten, wenn es Nacht ist, ergo der Fuchs ums Haus schleicht. Der Nachbar würde Agathe deshalb am liebsten neben sich auf die Minotti-Couch setzen. Blöd nur, dass das Huhn nicht stubenrein ist.

Probleme wie bei den Neureichen im Silicon Valley. Sie haben auch schon eine Lösung gefunden: Windeln für Hühner, damit selbige nicht das Sofa versauen. Gibt es in diversen Aufmachungen – mit oder ohne Rüschen. Auch im Web-Shop.

„Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt“, hat Christian Morgenstern vor 100 Jahren gesagt. An Hendln in pinken Tutu-Pampers hat er nicht gedacht.