Kolumnen

Warnung vor zu vielem Nachdenken

Ich habe alles zum Thema „Kaufen oder Mieten“ gelesen. Gekauft habe ich nie.

Dafür mache ich einen Freund verantwortlich, der sich vor Jahren so kurzentschlossen wie hellauf begeistert einen „ Bastlerhit“ gekauft hat.

Leider ist er handwerklich 100 Prozent talentbefreit. Schon beim Anblick eines verpackten Billy-Regals machen sich Schweißflecken unter den Achseln breit.

Zwischen dem Kauf des Eigenheims und dieser Erkenntnis liegt aber eine Verkettung unglücklicher Umstände: Eine Wand, die sich unerwartet in einen Schutthaufen verwandelt hat, ein Komplettabriss, eine Finanzkrise, ein explodierter Frankenkredit, Sicherheiten, die plötzlich nix mehr wert waren.

Das einzige, auf das Verlass war, war Murphys Gesetz: „Alles was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ Es kam vollumfänglich zum Tragen. Bis hin zu den Heizkörpern im Wohnzimmer, die jemand stur direkt über die Steckdosen montiert hatte.

Während all dem, habe ich das Risiko eines Fehlkaufs minimiert. In dem ich weiter Artikel zum Thema „Mieten oder Kaufen“ gelesen, abgewiegelt, gezögert, Miete gezahlt habe. Eine bewusste Entscheidung, könnte man meinen. Eine ausgeprägte Form der Entscheidungsschwäche, sagt meine Freundin.

Während andere umziehen, wechsle ich nicht einmal den Strom- oder Handyanbieter. Ich trage sogar seit zehn Jahren dieselbe Sportschuhmarke. Beim Gedanken an eine Veränderung bekomme ich die Krise.

Krise. Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und heißt „Entscheidung“. Womit wir wieder beim Thema wären.

Es gibt einen „Punkt des maximalen Grübelns“,sagt der Berner Unternehmer und Autor Rolf Dobelli. Ab diesem Punkt macht es keinen Sinn mehr, weiter nachzudenken, weil der Erkenntnisgewinn gleich Null ist. Trotzdem denken selbst Manager gerne weiter nach. Auch aus Bequemlichkeit und Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen.

In Sachen Wohnungskauf habe ich den Punkt des maximalen Grübelns vor fünf Jahren überschritten. Seitdem sind die Preise um 40 Prozent gestiegen.