Kolumnen

Von Adeligen und „Tadeligen“

Der 56-jährige Lord (Ivar Alexander Michael Mountbatten) sorgte im September 2018 für ein Novum in der Geschichte des britischen Königshauses. Er heiratete Langzeit-Partner James Coyle (56).

Sein Outing fand bereits zwei Jahre zuvor statt. Ob das öffentliche Eingeständnis seiner sexuellen Orientierung für die Royals gut gewesen sei? „Nun, das hoffe ich doch. Aber sie reden nicht wirklich darüber! Die Kommunikation im Königshaus ist generell keine Stärke meiner Verwandten.“

Unterstützung kam von seinen drei Töchtern, seiner Mutter – und vor allem von seiner Ex-Frau. 17 Jahre war er mit Penny Thompson (53) verheiratet gewesen. 2011 folgt die Scheidung. Doch just Penny ist es, die ihn bei der Hochzeit zum Altar führt. Die Queen nimmt an der Hochzeit nicht teil.

Der Clevelandstreet-Skandal im viktorianischen England (1889) ist der Grund, dass Homosexualität in Großbritannien als „adeliges Laster“ bezeichnet wurde. Denn, als man damals ein Bordell für Männer in der gleichnamigen Straße im Zentrum Londons aushebt, stellt sich heraus, dass dort der Hochadel, hohe Hofbeamte und höhere Militärs verkehrten.

Selbst der Enkel von Queen Victoria und übernächste Herrscher, Prinz Albert („Eddy“), soll unter den Kunden gewesen sein. Als er mit 27 stirbt, ist die Königsfamilie unverhohlen erleichtert.

Und im Wien des späten 19. Jahrhunderts macht der Habsburg-Spross Erzherzog Ludwig Viktor, der jüngste Bruder von Kaiser Franz Joseph, Schlagzeilen. „Luziwuzi“ lebt seine homosexuellen Neigungen für damalige Verhältnisse offen aus. Im Zentralbad, wie das „Kaiserbründl“, Wiens ältestes und vornehmstes Bade-Etablissement, früher hieß, ist er oft Gast.

Als er sich hier einmal einem kaiserlichen Offizier nähert, kommt es zu einem Handgemenge. Er wird entmündigt und nach Salzburg verbannt. Bis zu seinem Tod, 30 Jahre später, durfte er wegen dieser Badestuben-Affäre nicht mehr an den Wiener Hof zurück.