Kolumnen/Über den Tellerrand

Schlussakkord der Sauna-Trilogie (laut!)

Nachdem ich zuletzt den Nationalfeiertag besprochen habe (all den Lesermail-Beschwerden sei versichert, dass ich mein Land eh sehr liebe), widme ich mich hier zum letzten Mal der Sauna. Schließlich ist jetzt November und der ist von meteorologischen Amtswegen her kalt und feucht, vulgo koit und feichtlat. Nichts passt besser zu diesem Wetter als ein dritter Aufguss meiner Sauna-Saga.

Es ist außerdem – nach den Themenbereichen „Lesen beim Schwitzen“ und „Gelassenheit beim Schwitzen“ noch lange nicht alles gesagt – wenn es nach dem Leserpaar Eva und Franz H. aus Wien geht. Sie brachten mich mit ihrer tiefgründigen Replik zum Staunen: „Bezüglich Sauna sollte man auch bedenken, dass es gewisse Etablissements oder Privatpartys gibt, in denen der Saunagang eher das Auslesen der sexuellen Möglichkeiten mit den dortigen Insassen beinhaltet. Da überlegt wohl keiner, wie er das Buch vor unhygienischen Schweißtropfen schützen soll, sondern kombiniert eher, ob mit Kondom oder ohne eine Vereinigung mit dem einen oder anderen in den nächsten Stunden möglich sein werden.“ Danke dafür.

Aber die beiden haben recht. Es schwingt in all der ignorierten Nackigkeit natürlich oft etwas Sexuelles mit, auch wenn man sich natürlich dagegen wehrt. Und das ist nur eine weitere Sonderlichkeit in der Schwitzkammer. Auch die Diskrepanz zwischen der traditionellen Ruhe in der Sauna und dem immer stärker werdenden Eventcharakter ist beachtlich. Zuletzt landete ich etwa in einer Aufguss-Show, zu der Mister Saunameister neben Fächer und Öl auch eine riesige Box in die Sauna zog. „Discoaufguss“ zu Jon Bon Jovi, dazu kleschte der Saunamann Schneebälle auf den Ofen, dass es nur so spritzte.

Ein Spektakel, so wie Orangenpeelings oder sonstige Cremchen, die man sich zum Abschluss aufträgt.

Aber das läuft zumindest immer gediegen ab, wohingegen mir noch immer nicht klar ist, womit ich vorigen Winter den gemeinsamen Saunagang mit dem Kegelklub irgendeines norddeutschen Nestes verdient habe. Was waren die Burschen gut drauf! Was haben die Schnaps auf den Ofen geleert! Einer hatte sogar Speck dabei! Eine Patzenhetze, ob man wollte oder nicht. Ich hätte ja gerne Contenance eingefordert. Aber so nackig hat man viel weniger Autorität, kommt mir vor.