Kolumnen

Thronfolge

Seit dem ausführlichen Wehklagen von Prinz Harry wissen wir, dass das Leben eines Reserve-Royals nicht lustig ist. Doch die Geschichte zeigt immer wieder, wie schnell man von der Reservebank auf dem Thron Platz nehmen muss.

Am 28. Juni 1914 erhält Kaiser Franz Josef in der Sommerresidenz Ischl die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo. Er reist sofort nach Wien zurück und lässt sich von Erzherzog Karl am Bahnhof abholen. Ein klares Zeichen: Karl ist der neue Thronfolger. Doch der ist auf diese Funktion kaum vorbereitet.

Als am 21. April 1926 Elizabeth Alexandra Mary in London geboren wird, ahnt noch niemand, dass dieses kleine Mädchen eines Tages Königin von England sein wird. 1936 stirbt König George V. und sein ältester Sohn Edward wird König.

Doch Edward der VIII. dankt nach einjähriger Regentschaft ab, weil Kirche und Königshaus eine Ehe mit der bürgerlichen und zweifach geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson ablehnen. König wird nun sein jüngerer Bruder Albert. Elizabeth ist zehn Jahre alt, als ihr Vater 1936 den Thron besteigt und sie plötzlich Thronfolgerin ist.

Philippe, der König der Belgier feiert in diesem Jahr bereits sein 10. Thronjubiläum. Als er 1960 zur Welt kommt sitzt sein Onkel Baudouin auf dem Thron. Seine Ehefrau, Fabiola, nimmt den "Makel der Unfruchtbarkeit" auf sich, obwohl hinter den Palastmauern gemunkelt wird, dass es nicht an ihr, sondern am sexuellen Desinteresse des königlichen Gatten liegt.

Das kinderlose Königspaar nimmt seinen Neffen, Philippe, zu sich und bereitet ihn gezielt auf die Regentschaft vor. Als sein Onkel Baudouin stirbt, besteigt Philippes Vater, Albert, widerwillig den Thron und dankt 2013 ab. Am 21. Juli 2013 wird Philippe zum neuen König proklamiert. Der Schüchterne hat an Selbstbewusstsein gewonnen. "Der kleine König" von damals ist heute zum beliebten König avanciert.