Salzlaken und Süsswein
Von Juliane Fischer
Das Klima wird wärmer, das Land mancherorts an Niederschlägen ärmer. Im Seewinkel sinkt der Grundwasserspiegel. Wieso ich Ihnen das in der Weinkolumne erzähle? Nun, der Neusiedler See und seine Salzlacken sind nicht nur Lebensraum für Seeregenpfeifer und Uferschnepfe. Wenn das Gewässer versteppt, können wir uns den berühmten „Ruster Ausbruch“ aufzeichnen. Die Süßweintradition ist mit dem Mikroklima und mit der Stadtgeschichte von Rust verbunden. 1681 haben sich die Einwohner von Kaiser Leopold I. ihre Freistadtwürde gekauft – für 60.000 Gulden und 30.000 Liter dieser goldigen Flüssigkeit. Damals war der Rübenzucker noch nicht erfunden, und alles, was süß war – Honig, Met oder eben Ausbruch – galten als besonders wertvoll.
„Würde der See komplett austrocknen, wäre es mit dem Süßwein fast vorbei“, glaubt Kurt Feiler vom Weingut Feiler-Artinger. Jene Weingärten knapp am Wasser sind für den Ausbruch reserviert. Denn er braucht die Edelfäule Botrytis Cinerea. „Es wäre sicher ohne den See nicht mehr so eine feine Botrytis wie jetzt. Der Nebel und die hohe Luftfeuchte vom See sind sanfter und besser als Regenfeuchte“, meint Feiler. Die rosinigen Beeren – und das ist nicht nur im Burgenland so – schmecken auch den Vögeln. So schnell kann man gar nicht schauen, räumt ein Schwarm Stare alle Trauben vom Stock. Der Winzer erzählt: „Mein Vater war den ganzen Tag, sieben Tage in der Woche, draußen und hat zwei Weingärten verteidigt.“
Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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